Zum Inhalt springen

10 typische Fragen aus meinem Musikeralltag

“Und was machst du so?“, das ist vermutlich oft die erste Frage beim Small Talk und unser Einstieg ins Thema. „Ich mache Musik.“, antworte ich. Einige wollen es daraufhin natürlich genau wissen und haken nach. Andere wiederum zeigen kein Interesse und wechseln schnell das Thema. Natürlich gibt es keine dummen Fragen, wenn es um Musik geht, denn ich freue mich eigentlich immer, wenn sich überhaupt jemand für meine Arbeit interessiert. Einige Fragen sind vielleicht etwas unüberlegt oder naiv, aber ich unterstelle niemandem eine böse Absicht, sondern höchstens Unwissenheit. Welche 10 typischen Fragen aus meinem Musikeralltag sich bisher gehäuft haben, wie ich sie beantworte und was mir dazu vielleicht auch einfach durch den Kopf geht, dazu jetzt mehr.

10 typische Fragen aus meinem Musikeralltag
© Foto: Steven Schwanz

„Was machst du denn für Musik?“

Diese Frage fällt mir persönlich immer sehr schwer, weil es bedeutet, mich irgendwie festlegen zu müssen. Dabei lege ich mich eigentlich gar nicht gern fest, wenn ich Musik mache. Mal schreibe ich Songs, die ich einfach auf der Gitarre spiele und dazu singe. Die fallen dann in den Liedermacher- bzw. Singer-Songwriter-Bereich. Dann wiederum produziere ich auch mal fröhliche (oder freche) Popsongs, andererseits aber auch tiefgründige, melancholische Elektroniksongs mit düsteren Vibes. Und bei der nächsten Komposition ist mir total nach Klassik und Musical oder nach ganz anderen Experimenten. Da bin ich so vielseitig wie meine Launen – vieles fließt mit ein. Doch alles, was ich erschaffe, trägt meine Stimme und meine Botschaft, die mal auf Deutsch und mal auf Englisch sein darf. Doch was antworte ich, nur damit es nicht zu ausschweifend wird? – „Ich mach Singer-Songwriter-Pop!“ (…na so Taylor Swift-mäßig, nur eben auch auf Deutsch…)

„Und wer produziert deine Musik und deine Videos?“

Ich produziere selbst. Vor ein paar Jahren hat mir mein Freund gezeigt, wie ich am Rechner aufnehmen und produzieren kann. Wir haben dann zusammen mein Debütalbum gezaubert. Einige Songs habe ich damals auch schon allein fabriziert. Meine Videos habe ich jedoch eigentlich schon immer selbst gedreht, geschnitten & bearbeitet, außer es gab eine Zusammenarbeit mit einem anderen Foto-/Videokünstler: von circa 50 Videos waren das so circa eine Handvoll Videos.

Mittlerweile produziere ich auch meine Songs selber (sofern ich dafür noch Zeit finde) und ich nehme auch meinen Gesang allein auf. Ich habe da meine eigenen Vorstellungen, genügend Ruhe und lasse mir im kreativen Bereich auch gar nicht so gern reinreden. Die technische Seite, also Mix und Mastering, überlasse ich dann allerdings wieder meinem Freund, der sich damit wesentlich besser auskennt. Das Schwierige ist für mich immer, auch mal ein Ende zu finden. Manche Songs liegen schon Jahre (unveröffentlicht) und wurden bereits gefühlte hundert Mal verändert, weil mich irgendwas doch nicht überzeugt hat. Da wär es natürlich schon einfacher, wenn es einen Produzenten gäbe, der die Entscheidungen abnimmt, aber der muss eben auch meinen Geschmack treffen…

„Und wer ist dein Manager?“

Ich manage mich bisher selbst und hab auch gern die Kontrolle über mein Projekt und meine Entscheidungen. Hach ja, da beißt sich die Katze in den Schwanz. – Na vielleicht ändert sich das ja noch. Es gab auch schon Angebote, die haben für mich jedoch keinen Sinn gemacht. Ich denke, solange ein Projekt überschaubar ist und man keine großen Touren spielen will, kann man die Arbeit auch noch ohne Management bewältigen. Man braucht als Künstler ja auch nicht zwingend ein Management. Es gibt genug helle Köpfe, die ihr Projekt auch ganz allein in den Griff kriegen. Erst wenn eine bestimmte Bekanntheit erreicht ist, lohnt es sich, darüber nachzudenken, weitere Beteiligte an Bord zu holen.

„Und kann man davon leben?“

Das ist die wohl häufigste (und nervigste) Frage. Und ja, man kann! Allerdings haben die meisten Menschen eine andere Vorstellung davon, wo das Geld herkommt. Bei mir z. B. gibt es verschiedene Einnahmequellen. Neben gelegentlichen Auftritten, wo es um mich als Künstlerin geht, bin ich derzeit vorzugsweise hauptsächlich Dienstleister: ich gebe privaten (“Singer-Songwriter”) Unterricht, mache Studiojobs, Auftragssongs und habe noch diverse passive Einnahmequellen, die unter anderem aus eigener Musik stammen. Das macht mir echt viel Spaß, denn ich unterstütze gern andere Menschen und Projekte.

„Jetzt mal im ernst, was machst du hauptberuflich?“

Ich glaube jeder, der sich als Musiker selbstständig gemacht hat, bekommt diese Frage öfter zu hören. Keiner kann sich scheinbar vorstellen, dass man ausschließlich „von Musik“ leben kann. Tatsächlich haben gut 95 % der Musiker aus meinem Bekanntenkreis einen Hauptberuf, der nichts mit Musik zu tun hat, und verdienen mit der Musik nur nebenbei etwas Geld. Manche sind auch arbeitslos und verdienen mit Musik nur etwas Geld dazu. Ich bin sehr froh, dass ich mittlerweile zu 100 Prozent von meiner Selbstständigkeit leben kann. Doch wer weiß, was in ein paar Jahren ist…

„Wie lange spielst du schon Gitarre?“

Diese Frage sagt zwar nichts über persönliche Fähigkeiten aus, aber ich habe im Teenageralter angefangen Unterricht zu nehmen und mir alles Weitere autodidaktisch beigebracht. Ich finde diese Art Frage jedoch unsinnig, weil ich denke, dass man auch etwas 20 Jahre falsch (oder halbherzig) machen kann und eine längere Auszeit innerhalb solch einer Zeitspanne nicht unbedingt etwas über Können aussagt. Es gibt Menschen, die dagegen erst sehr kurz ein Instrument spielen und sehr viel motivierter und talentierter sind, als vielleicht jemand, der schon sein halbes Leben spielt, aber sich nicht weiterentwickeln will.

„Wir haben zwar kein Budget, aber kannst du zu unserer Hochzeit singen? Es gibt auch Essen.“

Lustige Frage! Lach. – Nein, das kann ich selbstverständlich nicht! Ich erbringe schließlich eine Dienstleistung und die ist nicht gratis. Gerade bei Hochzeiten geben die Leute richtig viel Geld aus und wollen von allem das Beste. Es soll ja ein besonderer Tag werden. Warum dann bei der Musik sparen? Einen Handwerker würden sie doch auch nicht fragen, ob er für sie umsonst arbeitet. Und das Catering bekommen sie ja auch nicht gratis oder zum halben Preis. Ich weiß, es gibt auch “Musiker”, die trotzdem nicht Nein sagen können. Aber wenn man von seiner Arbeit leben will, dann kann man sich nicht für lau anbieten, jedenfalls nicht bei einer Hochzeit. Ein Benefizauftritt ist wieder eine andere Geschichte. Ich sehe es so, wer den Wert meiner Arbeit nicht zu schätzen weiß und nicht bereit ist, den entsprechenden Preis dafür zu bezahlen, muss leider darauf verzichten.

„Du spielst nicht nach Noten?“

Nein, ich erarbeite mir Stücke auf eine andere Weise. Ich habe ein gut ausgeprägtes Gehör und Musikempfinden. Noten habe ich zwar auch mal gelernt, aber in meiner Musikrichtung nie gebraucht. Es kommt jedoch auch mal vor, dass ich mir Melodien mit Noten erschließe, allerdings dauert das immer sehr viel länger, weil die Übung fehlt. Mit dem Notenlesen ist es wie mit einer Sprache, wenn man sie nicht benutzt, rostet sie ein.

„Hast du nicht mal Lust bei „DSDS“ oder „The Voice“ mitzumachen?“

Nein, bisher nicht. Ich habe immer den Eindruck, dass es in solchen Castingshows nicht um gute Musik, talentierte Menschen oder großartige SängerInnen geht, sondern eher um die Leute in der Jury und um möglichst originelle Storys, die sich die Redaktion ausdenkt. Da wird denke ich ziemlich viel verdreht und gestellt. Ich glaube nicht, dass ich in so ein Format passe. Und an langfristigen Erfolg durch eine Castingshow glaube ich ehrlich gesagt auch nicht. Allerdings ist das nur meine Meinung. Vielleicht gibt es Musiker, die da sehr gut hinpassen und diese Erfahrung machen wollen. Das muss jeder für sich entscheiden.

„Ich habe da einen Rap-Song, kannst du dazu was singen?“

Das kommt darauf an. Wenn Musik und Projekt einen qualitativen Eindruck machen und die Botschaft bzw. der Text des Songs zu meinen Werten passen, dann kann ich mir durchaus auch ein Feature vorstellen. Allerdings mache ich eine Zusage sehr davon abhängig, ob mir der Song gefällt, ob es auch zu meiner Zielgruppe passt und ob es meinem Projekt Reichweite bringt. Außerdem muss ich immer auch abwägen, ob ich überhaupt Zeit dafür habe und ob man bereit ist, eine Vergütung zu zahlen. – Für gut bezahlte Studiojobs finde ich natürlich immer irgendwie Zeit. 😉

Fazit:

Das waren 10 typische Fragen aus meinem Musikeralltag, die mir öfter begegnen. Wie gesagt, es gibt keine dummen Fragen, wenn es um Musik geht. Aber bei einigen Fragen muss man schon etwas schmunzeln, wenn sie sich immer und immer wiederholen. Du bist auch Musiker und lebst deinen Traum? Welche Fragen stellt man dir sehr oft und wie reagierst du darauf? Schreib es gern in die Kommentare, wenn du dich traust. Vielen Dank, dass du auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.

Ein Gedanke zu „10 typische Fragen aus meinem Musikeralltag“

  1. Ganz herzlichen Dank für den interessanten Beitrag, auch als zeitweise professioneller Musiker (elektronische Kunst – 3 CDs, eine Single) mußte ich mich auf Pc-Bau Datenrettung und Dienstleistungen spezialisieren, was jetzt zwar nebensächlich ist, da die Schiksalsschläge der letzten zwei Jahre auch meine Welt und Existens auf den Kopf stellten. Daher ist es um so erfreulicher, zu hören, das eine so nette Künstlerin Kollegin erfolgreich in dem Bereich der Musik arbeiten kann. Viele liebe Grüße und Erfolg weiterhin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert