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Die Diva der schiefen Töne & Intonationsprobleme

Der Titel verrät eigentlich schon, um wen es geht. Florence Foster Jenkins, eine amerikanische Amateursängerin aus vergangener Zeit (1868-1944), die sich für eine große Sopranistin hielt, aber weder Töne noch Rhythmus halten konnte. Auch bekannt als „Diva der schiefen Töne“. Doch wie entstehen eigentlich schiefe Töne und wie kann man sie vermeiden? Wie kann man sein Gehör schulen und seine Intonation verbessern? Diesen Fragen will ich etwas auf den Grund gehen.

Die Diva der schiefen Töne & Intonationsprobleme

Phänomen: Florence Foster Jenkins

So wie es scheint, hörte die Dame zum einen sehr schlecht. Man vermutet, dass durch Krankheit und/oder Behandlungsmethoden ihr Gehör sowie ihr zentrales Nervensystem dauerhaft geschädigt wurden. Schwer zu glauben, dass sie sonst weiterhin bei so viel Hingabe und Übung so schlecht geblieben wär. Zum anderen hatte man wohl damals nicht den Mut, ihr die Wahrheit über ihren fürchterlichen Gesang zu sagen und amüsierte sich lieber darüber. Am Ende starb die Frau an einem Herzinfarkt. Ob sie ihren eigenen Gesang als Aufnahme gehört hatte oder ob man ihr doch mal richtig die Meinung gesagt hat? Wer weiß. Doch mal abgesehen von dieser einzigartigen Geschichte:

Wie entstehen schiefe Töne überhaupt?

Zu tief oder zu hoch angesetzte Töne beim Singen können ein Problem sein – zum Beispiel, wenn man sich die Töne nicht vorher vorgestellt oder nicht ausreichend geübt hat. Wenn man die Melodie nicht kennt, passiert es ebenfalls, dass man mal schief singt. Das jedoch sollte sich geben, wenn man die Melodie einmal erlernt hat. Außerdem ist das Singen ohne Stütze, z. B. aus einer zu lässigen Pose, ohne die notwendige Energie, ein Hauptgrund. Meistens trifft das zu, wenn die Töne etwas außerhalb der gewohnten Tonlage liegen. Auch ein falscher Stimmsitz kann die Intonation negativ beeinflussen. Man kann also rückschließen, dass eine falsche oder fehlende Gesangstechnik eine Ursache für schiefe Töne sein kann. Doch ein weiteres Problem, was zu schiefen Tönen führt, kann auch Profis treffen.

Man hört sich nicht oder nicht laut genug.

Kleines Experiment dazu: Setz dir einfach mal Kopfhörer auf (am besten ohrumschließende Kopfhörer) und mach einen Song an. Laut genug, dass du deine Stimme nicht mehr so gut hörst, und sing dazu mit. (Aber natürlich nicht so laut, dass du einen Hörschaden erleidest!) Nun nimmst du dich z. B. mit dem internen Diktiergerät von deinem Smartphone mal auf. Anschließend viel Spaß beim Anhören! 😉 – Wie du feststellen wirst, ist es sehr schwer, Töne zu treffen, wenn man seine Stimme nicht direkt hören kann. Sich allein über die Vibration im Körper zu orientieren, die beim Singen entsteht, das vermag nur wenigen Menschen vorbehalten sein. Leg also beim Singen immer die Priorität darauf, dass du deine Stimme gut hören kannst. Das gilt beim Monitoring auf der Bühne genauso wie bei Aufnahmen im Tonstudio.

Lieber nicht in den Ton reinrutschen!

Kunstvoll oder gequält? Oftmals hört man eher bei Sänger/innen aus dem populären Bereich, wie sie in einen Zielton hineinrutschen. So, als wüssten sie erst nicht, wo die Stimme hin muss. Dieses „hineinsliden“ in einzelne Töne kann natürlich auch gut gemacht klingen, siehe Christina Aguilera, die auf sehr hohem Niveau Töne zieht und sich kunstvoll hochschraubt. Bei den Fällen, die ich jedoch eigentlich meine, ist es allerdings mehr ein zufälliges Hintasten zum richtigen Ton, weil man entweder nicht den Mut hat, den Ton direkt anzusingen und einfach nicht weiß, dass das überhaupt geht oder sich dieser Angewohnheit vielleicht einfach nicht bewusst ist. Ich habe das früher auch eher unbewusst gemacht. Allerdings macht man es sich mit dieser Form des „Töne-findens“ nicht nur sehr schwer, sondern oft klingt es auch eher unsauber und schief, als kunstvoll.

Wie dann?

Besser ist es, sich den Ton erst vorzustellen und dann mit einer vorbereiteten inneren Einstellung direkt anzusingen. Es ist viel schwerer, sich erst von einem zu tiefen Ton hochzuziehen. Aber das Thema habe ich bereits in meinem Beitrag „Hohe Töne singen – 8 Tipps“ beschrieben.

Intonation trainieren

Am besten kann man seine Intonation trainieren, in dem man Tonleitern rauf und runter singt und am Piano einzelne Töne und Intervalle nachsingen übt. Wichtig ist, dass man ein Instrument als Orientierung hat und nicht einfach frei singt. Wie ich bei einigen Gesangsschülern beobachten konnte, liegt die Schwierigkeit für Anfänger dann eher darin, die richtige Lage herauszuhören. Da wird statt einem c” auch gern mal ein c’ gesungen, was natürlich falsch ist. Das heißt also: Üben der Tonleitern oder Tonintervalle in verschiedenen Tonlagen, die im eigenen Stimmumfang liegen! Zum Thema Stimmumfang findest du bereits Infos in meinem Beitrag: „Stimmumfang und Stimmlage analysieren“

Wie sich mein Gehör entwickelte?

Bei mir entwickelte sich das Gehör für die richtigen Töne fast beiläufig, als ich anfing, mich beim Singen auf der Gitarre zu begleiten. Ich lese keine Noten, das habe ich zwar auch mal gelernt, aber nie wieder angewendet, weil ich es nie brauchte und mich nicht dafür interessierte. Stattdessen habe ich mich immer erst auf mein Gehör verlassen und so Melodien erarbeitet oder im Gesangsunterricht Feinheiten herausgehört. Wenn ich Akkorde höre, weiß ich intuitiv sehr genau, wie ich dazu singen muss, vorausgesetzt ich kenne die Melodie. Auch eine Transposition ist dann kein Problem. Allerdings wurde in meiner Familie schon im Kindesalter viel gesungen. Das hat mein Gehör ebenfalls positiv beeinflusst. Viel singen hilft also auch viel. 🙂

Fazit:

Meine Erkenntnisse stammen nicht aus wissenschaftlichen Auswertungen, sondern vielmehr aus persönlichen Beobachtungen. Ich denke, dass man Intonation lernen kann und ein Gehör für die richtigen Töne entwickeln kann. – Vorausgesetzt man hat das Privileg, dass man auch darauf hingewiesen wird, wenn man falsch singt und nicht wie im Fall Florence Foster Jenkins im falschen Glauben gelassen wird, man singe gut. Mich wundert es, dass man ihr die Wahrheit so lange vorenthalten konnte. Aber vielleicht konnte und wollte sie das auch einfach nicht hören. Wie auch immer. Heutzutage kann sich jeder bereits durch Aufnahmen am Smartphone selbst überprüfen. Und ein paar Gesangstechniken und entsprechende Übungen können jedem helfen, das Gespür für die richtigen Töne zu entwickeln. Hast du auch noch einen Gedanken, den du zu diesem Thema teilen möchtest? Dann schreib gern einen Kommentar. Ich freu mich, dass du auf musifiziert.de vorbei geschaut hast. Bis bald.

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