Heute wagen wir einen “philosophischen” Ausflug ins Reich der inneren Begierden, Wünsche und Hoffnungen eines Musikers. Viele Musiker haben den Traum vom Erfolg. Aber was bedeutet das genau? Was ist die Motivation eines Musikers, Musik zu machen? Viele wollen angeblich reich und berühmt werden, hört man. Sie träumen von der großen Karriere. Andere genießen es einfach, vom Publikum gefeiert zu werden und tun es für diesen Kick. Wieder andere gehen mit der Musik nicht mal in die Öffentlichkeit und machen es einfach für sich, weil es sie glücklich macht. Starten wir ein kleines Gedankenspiel.
Die Ansätze sind wohl sehr verschieden. Und die Motivation eines jeden Musikers wird man kaum erfassen können. Dennoch motiviert viele Musiker die Aussicht auf Geld und Anerkennung. Sie wünschen sich, nicht noch neben der Musik einen „Brotjob“ ausüben zu müssen, sondern genug Geld zu haben, um sich einfach der Musik hingeben zu können. – Musiker als Traumjob sozusagen. Das machen, was einem Spaß macht und dafür bezahlt werden.
Die Definition eines Musikers
In Musikerwitzen heißt es in etwa: „Ein Musiker ist ein Mensch, der mit einem 5000 Euro teuren Instrument in einem 500 Euro Auto zu einer 50 Euro Mucke fährt.“ Sicher ist dieses Bild etwas übertrieben, stark verallgemeinert und wohl nur auf einen äußerst kleinen Anteil der Musiker tatsächlichen zutreffend. Dennoch macht es sehr gut deutlich, mit welcher Leidenschaft ein Musiker sein Handwerk ausübt. Man steckt nicht nur viel Geld und Zeit rein, es kommt auch oft nicht so viel bei raus, um all die Stunden zu vergüten, die man mit der Vorbereitung und mit Proben tatsächlich verbracht hat. Aber da es Freude macht, sieht man als Musiker gern darüber hinweg.
Mach dir keinen Kopf ums Geld!
Was wäre aber, wenn das Geld tatsächlich plötzlich da wär, was man sich als „armer“ Musiker immer gewünscht hat. Egal, um welchen Betrag es sich handelt und egal, wie viel jeder Einzelne tatsächlich zum Leben benötigt. Stell dir einfach vor, das was du brauchst, es wär da. Du müsstest also nicht einem zusätzlichen Brotjob nachgehen, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen und ggf. die Familie durchzubringen, und um dich für das Alter und die Rente abzusichern. Gehen wir davon aus, dass es dir finanziell an Nichts fehlen würde und du sozial gut abgesichert wärst etc. Was würdest du tun? Was wär nun die Motivation beim Musik machen?
Finanzielle Freiheit für mehr Kreativität?
Würde man weiterhin kreativ sein, die finanzielle Freiheit nutzen, um zu experimentieren, auch wenn es floppt? Vielleicht sagst du, gerade jetzt kannst du kreativ sein und dich entfalten, weil kein finanzieller Druck da ist. Eventuell fällt man aber genau dann in die Kreativlosigkeit, weil man nicht mehr weiß, wofür man es tut. Man muss ja nicht mehr reich werden! Der Kampf „vom Tellerwäscher zum Millionär“ müsste nicht erst gekämpft werden. Du wärst ja bereits abgesichert und darüber hinaus. Was nun?
Nach dem Geld kommt die Macht! Oder?
Blicken wir mal auf die großen Mächtigen in der Geschichte und in der heutigen Gesellschaft. Ist Macht die nächste Stufe, wenn Geld keine Rolle mehr spielt? Geld spiegelt doch den Charakter eines Menschen, hab ich mal gehört. Würde man es einsetzen, um sich selber in der Musikbranche nach „vorne“ zu bringen, an die Spitze der Charts, damit man noch mehr Geld verdient? Mehr als man sowieso benötigt und will? Wir erinnern uns, wir haben (in diesem Gedankenspiel) genau die Summe, die wir wollen. Die jeder von uns insgeheim sich wünscht und mehr. Ist die Motivation, Musik zu machen, also wirklich Geld oder doch eher Spaß und die Anerkennung bzw. Bewunderung, die du dir von anderen wünschst? – Hand aufs Herz, wer hat schon mal kostenlos gespielt? – Ich denke, jeder von uns Musikern hat das schon. Egal ob für Freunde, Familie oder einen guten Zweck. – Wir tun es also nicht nur wegen des Geldes! Sondern?
Um jeden Preis berühmt sein?
Vergöttert zu werden, angehimmelt zu werden, auf Händen getragen zu werden… Ist diese Vorstellung, berühmt zu sein und überall erkannt zu werden, alles zu bekommen, was man sich wünscht, selbst wenn es eine Luxussuite mit allen Extrawünschen ist, wirklich Motivation genug? – Ist: keinen Schritt mehr unerkannt gehen zu können, an jeder Ecke mit Autogrammwünschen und Blitzgewitter belagert zu werden, auch wenn man gerade unausgeschlafen, verschwitzt und in den „falschen“ Klamotten zum Supermarkt will, wirklich das, wofür man seine “Freiheit” aufgeben möchte?
Was ist mit dem Erwartungsdruck?
Nehmen wir mal an, reich und berühmt bist du nun, und genug Zeit ist jetzt auch für die Musik. – Moment. Da fehlt doch noch etwas in dem Gedankenkonstrukt. Wenn man also finanziell abgesichert und „erfolgreich“ ist, bedeutet es doch auch, dass man auf dem Musikmarkt Fuß gefasst hat. Als etablierter Künstler und Musiker ist es nun von Bedeutung, dran zu bleiben! Man darf nicht in Vergessenheit geraten, also sind immer neue Aktionen, Kampagnen und neue Songs wichtig. Du bist also einem gewissen Druck von außen ausgesetzt. Du musst liefern! Jedes Jahr oder alle zwei Jahre wird ein neues Album sowie neue innovative Ideen erwartet. Wie viel schaffst du da in einem Monat vom Songwriting bis zur Produktion wohl regelmäßig…, wenn du musst?
Funktioniert diese Vorstellung überhaupt?
Die Frage ist: Funktioniert diese harmonische Vorstellung vom erfolgreich, reich und berühmt Sein etc. überhaupt in der realen Welt, ohne dass man am Ende nicht doch irgendwie leidet? Das klingt alles nach “goldenem Käfig”, oder nicht?! – Ideal wär doch eigentlich eher, wenn niemand Erwartungen stellen würde und die Kreativität fließen könnte, vielleicht sogar ergiebiger ist, als unter Zwang. Und wenn es letztendlich trotzdem Menschen gut finden würden und man damit ernst genommen werden könnte. Passiert das nicht fernab von den großen Majorlabels? Wir klammern das Finanzielle in unserem Gedankenspiel noch mal wirklich aus! Vielleicht hat sich der Traum vom Wohlstand und der finanziellen Sicherheit ja auch anderweitig, also durch einen Lottogewinn, eine Erbschaft oder ein bedingungsloses Grundeinkommen ergeben. – Wissen wir nicht! Geld spielt in der Überlegung keine Rolle mehr!
Was würde denn die Kreativität und Lust am Musikmachen besser fördern? Unabhängigkeit? Und warum sind wir als Musiker überhaupt kreativ? An den Finanzen kann es doch kaum liegen, wenn wir noch mal auf die Geschichte mit der 50 Euro-Mucke und den Gratisauftritten zurückblicken. Sind wir einfach eher Menschen, die sich nach Anerkennung und Selbstentfaltung sehnen oder die mit Erwartungen spielen?
Keine Maschine…
Der Sänger, Songschreiber und Produzent Tim Bendzko zum Beispiel singt in seinem Song „…Ich bin doch keine Maschine. Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut.“ Viele unbekannte Musiker wünschen sich, ebenso erfolgreich zu sein, wie er. Mal unabhängig davon, wem seine Musik dabei gefällt. Nur zu welchem Preis? Berühmtheit lässt sich am Ende nicht umkehren. Du bleibst immer der, den die Menschen auf der Straße erkennen und über den sie hinter vorgehaltener Hand reden. Sie wissen dann über dein Privatleben zum Teil “besser” Bescheid, als du selbst. Die Klatschpresse macht es möglich.
Man muss schon sehr dickhäutig sein, um mit so vielen öffentlichen Meinungen über die eigene Person, umgehen zu können. Berühmtheit kann also in meinen Augen auch als Nachteil gewertet werden. Es ist vermutlich viel schwerer ein positives Bild für die Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten, als unsereins es sich vielleicht vorstellen kann. Ich interpretiere diese Textzeile vom Herrn Bendzko zumindest als Hilferuf nach „mehr Luft“.
Also noch mal die Frage:
Warum machen wir Musiker, Sänger, Songschreiber, Produzenten etc. überhaupt Musik? – Die schönste Sache der Welt, die Millionen Menschen verzaubert und berührt. Wollen Musiker (sowie Schauspieler, Models, Tänzer, Moderatoren, Autoren und anderen kreative Menschen, die in der Öffentlichkeit agieren) anders sein, etwas bewirken, Menschen Gutes tun und aus ihrem Alltag holen? Oder kämpfen alle irgendwie nur um den Platz „an der Sonne“, um Geld, Macht und Anerkennung? Ich persönlich möchte eher an das Erstere glauben (auch wenn es wohl ohne wirtschaftliches Denken nicht geht) und ich bin deswegen auch der Meinung, wir sind keine Konkurrenten, sondern Kollegen, die sich gegenseitig unterstützen sollten, um gemeinsam mehr zu erreichen. Egal für welches Ziel!
Was meinst du?
Hinterlass gern mal deine eigene Sicht und Meinung als Kommentar. Ich bin sehr gespannt, was du darüber denkst? Vielleicht bist du ja auch schon da, wo alle hinwollen? Wie fühlt es sich an und was ist deine Motivation, weiterzumachen? Warum würdest du Musik machen, wenn du bereits alles hättest, was du willst? Ich freu mich, dass du zu diesem Gedankenspiel auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.
ich denke, dass man mehr Spaß an der Sache hat,wenn es Leute gibt, die die Musik, die man komponiert hat, gerne hören. Wenn sich niemand dafür interessiert, was man geschafft hat kann es passierte, dass man die Mosivation verliert, man den Sinn nicht mehr sieht. Ein und allein, weil das Erschaffene die eigenen vier Wände nur sehr eingehränkt verlässt