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Nachgefragt bei Lars Rühmann

Der junge Komponist und Produzent Lars Rühmann hat sich auf Filmmusik spezialisiert. Welche Ausbildung er dafür absolviert hat und warum er zunächst beinah abgeschreckt vom Musikmachen war, beschreibt er im Interview. Die Werke, die bei ihm entstehen und die er in die Richtung Hybrid, Orchestral, Pop einordnet, produziert er dabei überwiegend zu Hause am Rechner. Bei seiner musikalischen Arbeit konzentriert er sich auf folgende Schwerpunkte:

„Ich komponiere und produziere Soundtracks und bin je nach Projekt auch im Sound Design, Audio Edit und in der Postproduktion tätig.“

Lars Rühmann10 + 1 Fragen an Lars Rühmann

1.) Seit wann machst Du Musik?

Lars Rühmann: „Mit 6 Jahren wurde ich das erste Mal zum Klavierunterricht geschliffen. Dort bin ich ganze elf Jahre geblieben, auch wenn ich nur wenige davon wirklich genossen habe. – Ich hatte einen ziemlich frustrierten und cholerischen Lehrer, der mir – ich weiß es noch wie heute – einmal beim Spielen plötzlich aufs Klavier schlug und schrie: „Mit mehr Gefühl!“ Heute weiß ich, dass er mich damit ins Musikstudium bringen wollte, aber damals war mir das einfach zu krass. Bis heute habe ich ein schwieriges Verhältnis zum Instrument.

Eine große Liebe allerdings waren schon immer Soundtracks und ihre Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Früher waren das besonders die Melodien, die mich in die epischen Welten meines Super Nintendos entführten, später auch vermehrt Filmmusik. Ich fand mich in einer schizophrenen Situation wieder: Zwar hatte ich schon eine gute musikalische Vorbildung, die Musik selbst hingegen hatte ich aber immer nur als etwas kennengelernt, das streng vom Blatt gespielt werden musste. – Nie als etwas, das selbst geschrieben und gestaltet werden könnte.

Diesen Stein brachte schließlich mein Bruder ins Rollen, der mir mit 19 schließlich mit DAWs und Syntheziser- Plugins eine völlig neue Welt zeigte. Mit Ende 20 habe ich mich schließlich dazu entschlossen, etwas daraus zu machen und bin nach Berlin gezogen, um dort eine Ausbildung in Komposition und Tontechnik zu machen. Seit etwa einem halben Jahr schreibe und produziere ich nun Filmmusik und bin je nach Projekt auch im Sound Design, Audio Editing und in der Postproduktion tätig.“

2.) Womit fängst Du beim Songwriting an?

Lars Rühmann: „Weil ich selten Musik schreibe, die nur für sich allein steht, sondern in der Regel ganz im Gegenteil eine Beziehung zum Bild oder einem bestimmten Thema suche, hängt das stark vom jeweiligen Projekt ab. Zu Anfang steht immer die Konzeptphase. Für ein gutes Ergebnis ist hier das Wichtigste die Kommunikation mit meinen Kunden: In welchem Genre soll ich mich bewegen? Was ist der Subtext der verschiedenen Szenen, der durch die Musik betont oder zum Vorschein gebracht werden soll? Ich liebe den kreativen Prozess, der durch diesen Austausch ins Rollen kommt und durch den ich stets einen neuen Ansatz für die Arbeit finde. Dieser Prozess diktiert schließlich, in welchem musikalischen Rahmen ich mich bewege und womit ich beginnen kann: Je nach Projekt kann das ein minimalistischer LoFi- Beat sein, eine Akkordfolge auf der Akustikgitarre, Drones oder auch ein episches Streicherorchester. – Der Fantasie sind zunächst keine Grenzen gesetzt.“

3.) Wie ist Dein erstes bzw. letztes Album entstanden?

Lars Rühmann: „Da ich meist allein an der Musik arbeite und meine Kosten niedrig halten will, arbeite ich in der Regel zu Hause. Das niedrige Budget der meisten Projekte erlaubt nur selten aufwendige Aufnahmen, weshalb ich die meisten Projekte mithilfe von Plugins und Sample Libraries realisiere. Eine Ausnahme versuche ich bei Saiteninstrumenten zu machen, die – allen aktuellen tollen Libraries zum Trotz – in meinen Ohren erst dann wirklich authentisch klingen, wenn sie tatsächlich live eingespielt werden. Da ich selbst weder gut Gitarre noch Bass spiele, bin ich dabei auf die Hilfe von anderen angewiesen. Weil ich selbst Klavierspielen gelernt habe, sind Tasteninstrumente dagegen kein Problem. Auch in Sachen Synthesizer und Effekte nutze ich lieber analoges Equipment als digitales, aber das ist leider nicht immer drin.“

4.) Mit welchen Programmen arbeitest Du & womit nimmst Du auf?

Lars Rühmann: „Da ich je nach Projekt auch als Sound Designer oder im Edit bzw. der Postproduktion arbeite, nutze ich verschiedene DAWs für verschiedene Aufgaben. Für alles, was mit der Tontechnik und dem tatsächlichen Komponieren anhand des Filmmaterials zu tun hat, nutze ich am liebsten Pro Tools. Das Programm bietet einen fantastischen Workflow und läuft sehr stabil. Für alles, was mit Sound Design zu tun hat, bin ich aber nach wie vor großer Fan von Ableton* Live.“

5.) Was tust Du, um Leute auf Deine Werke aufmerksam zu machen?

Lars Rühmann: „Mittlerweile gibt es auch im deutschen Sprachraum großartige und leicht verfügbare Informationen zum Thema self-marketing als Musiker. Als Startschuss habe ich mit bandzoogle.com eine Website mit musikalischen Beispielstücken online gebracht und damit Werbung für mich in verschiedenen Facebook-Gruppen geschaltet. Die Rückmeldung war gut und jetzt, nach den ersten erfolgreichen Projekten, werde ich, auch ohne selbst aktiv Werbung für mich zu machen, für neue Projekte vorgeschlagen und weiterempfohlen. Eine eigene Social Media-Präsenz habe ich auch, die befindet sich jedoch nach wie vor im Aufbau. Da ich zurzeit hauptsächlich als Dienstleister und nicht als Solokünstler arbeite, ist die aber zu diesem Zeitpunkt auch noch sekundär.

6.) Um welche Aufgaben kümmerst Du Dich noch selber und was übernehmen Deine Kollegen oder ggf. professionelle Partner?

Lars Rühmann: „Ich bin solo unterwegs und kümmere mich deshalb um so ziemlich alles: Komposition, Mischen, Technik, Marketing. Das ist neben meinem 30-Stunden-Tagesjob nicht immer leicht zu handlen. Zum Glück gibt es professionelle Dienstleister, die einem zumindest in Sachen Freiberuflichkeit und Steuern den Rücken freihalten können.Wenn ich an meine musikalischen Grenzen stoße – etwa, wenn es um Gitarren oder andere Soloinstrumente geht, die ich selbst nicht einspielen kann, dann hole ich mir Unterstützung in Form weiterer Musiker ins Boot. Dann spielt auch eine professionelle Aufnahmeumgebung eine Rolle, die ich trotz meiner tontechnischen Ausbildung und meines Equipments zu Hause nicht bieten kann. An dieser Stelle kommt dann noch ein externes Studio ins Spiel.“

7.) Dein bisher schönstes Musiker-Erlebnis oder Dein größter Erfolg:

Lars Rühmann: „In meiner jetzigen Tätigkeit als Filmmusiker waren das wohl ganz klar zwei Momente: Die Veröffentlichung des ersten von mir vertonten Clips und, als mir für meine Arbeit das erste Mal Geld angeboten wurde. Nicht, weil ich so ein geldgeiler Sack bin, sondern weil es ein Zeichen von Wertschätzung war. Weil ich ja gerade erst angefangen habe, kommen da aber hoffentlich noch viele tolle Augenblicke!“

8.) In wie vielen Bands / Musikprojekten hast Du bisher mitgewirkt?

Lars Rühmann: „In meiner jungen Erwachsenenzeit habe ich Drums in einer Punk Rock- Garagenband gespielt. Wahrscheinlich ziemlich schlecht. Die Zeit vor meiner Ausbildung in Berlin habe ich meist aus Spaß im stillen Kämmerlein gearbeitet. Ein echtes Projekt mit konkreter Zielsetzung war das jedoch nie – eine breitere Öffentlichkeit erreiche ich erst jetzt, wo ich meine Tätigkeit auf ein professionelles Level hebe.“

9.) Hast Du eine musikalische Ausbildung genossen? Wenn ja, welche?

Lars Rühmann: „Wie gesagt bringe ich aus meiner Kindheit eine mehrjährige Klavierausbildung mit, die mir – so wenig Sinn ich damals auch in ihr gesehen habe – bei meiner jetzigen Arbeit sehr hilft, sowohl beim Einspielen von virtuellen Instrumenten als auch beim musiktheoretischen Verständnis. Ich hielt es außerdem für eine kluge Idee, mich für Musiktheorie und Tontechnik weiter fit zu machen und habe mich nach meinem Umzug nach Berlin in einige Kurse der Deutschen POP Akademie eingeschrieben.“

10.) Welchen Tipp hast Du für junge Musiker und Bands?

Lars Rühmann: „Meinen Tipp für eure Projekte gibt es vermutlich schon auf mehreren Internetseiten zu lesen: Hört auf, um Erlaubnis zu fragen, sondern legt einfach los. Steckt Arbeit und Ausdauer hinein, dann geht damit nach vorn – und seid selbstbewusst dabei. Niemand weiß von euch, wenn ihr nicht auf euch aufmerksam macht. Unterschätzt also niemals den Wert guter Kommunikation und Netzwerke.“

Frage +1 Was wolltest Du schon immer mal von anderen Musikern wissen?

Lars Rühmann: „Wie viel Arbeit steckt ihr pro Tag in eure Projekte? Und falls ihr (noch) nicht davon lebt: Kollidieren eure Tagesjobs mit der Musik? Wie geht ihr damit um?“

Vielen Dank für das Interview an Lars Rühmann. Seine Musik sowie weitere Infos kann man unter folgenden Links finden.

Weblinks:

https://Lars-Ruehmann.com

https://soundcloud.com/lars_ruehmann

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