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Nachgefragt bei Markus Böttner

Markus Böttner ist Sänger, Gitarrist (der mit den Bassistenwitzen), Bassist, Keyboarder, Percussionist, Tonmensch, Produzent und Kaffeekocher. Das alles klingt schon sehr vielseitig und beeindruckend, doch er tut das blind. Und beim Musikmachen ist er für etliche Genres offen. Angefangen mit Folk, Country, Akustik-Instrumental über Blues (-Rock), Jazz, Bossa Nova, bis hin zu Disco & Electronic. Mehr über sein Leben als Musiker verrät er im Interview und fügt hinzu:

„Ich bin nicht an ein Label gebunden und kann tun und lassen, was ich will. Oder, um ein Filmzitat aus Braveheart zu bemühen: Freedooom!”

Markus Böttner
© Foto: Loughrea Photo Service, Loughrea, Co. Galway, Ireland

10 Fragen an Markus Böttner

1.) Seit wann machst du Musik?

Markus Böttner: „Ein Freund unserer Familie hatte schon zu DDR-Zeiten ein YAMAHA Keyboard und führte dem kleinen Markus das irgendwann einmal vor. Von dem Moment an war die Sache für mich klar; und besagter Freund, ein Kirchenorganist, muss auch meinen Eltern gesteckt haben, dass in mir wohl auch ein kleines Talent geschlummert hat. Vor genau 30 Jahren, im März 1988, brachten meine Mutter, meine Tante und mein Onkel mir von einem Besuch in der BRD ein kleines YAMAHA PSS 170 mit. Ich besitze dieses Keyboard noch heute! Währenddessen nahm meine Schwester mich mit in den Schulchor; und mein Vater brachte mich langsam seiner Gitarre näher.

1992 lernte ich meinen Klavier- & Keyboardlehrer und Mentor kennen: Jazz-Pianist Alexander Blume. Mit ihm und auch mit unserer Schülerband “1979” sammelte ich in Eisenach und Umgebung erste Bühnenerfahrungen – wir waren verdammt viel unterwegs.

Nach meiner Erblindung lebte ich für ein Jahr in Marburg, wo ich meine erste CD mit instrumentalen Eigenkompositionen aufnahm. (Alles via Mischpult, MD-Recorder, Audio-CD-Brenner, ganz ohne DAW.) Diese verschenkte ich im Freundes- und Familienkreis – Netzwerk ist Netzwerk. 😉

Während des Studiums in Bamberg spielte ich in zwei Bands, was mich sehr geprägt hat. Mit der ersten Band “Woolfish” waren wir auch als Gottesdienstband unterwegs, und eine solche Erfahrung sollte man nicht unterschätzen. In unserem Studentenwohnheim mit Musik- und Probenraum mit Profi-Mischpult und Bühnen-PA gab’s eigentlich immer jemanden zum Musizieren. Es war eine tolle Zeit!

Ich studierte für ein Jahr in Galway an der irischen Westküste und traf hier Eva, die in Deutschland in der Folk-Rock-Band ‘Why Didn’t They Ask Evans’ singt und fiedelt. Eva und ich waren während unseres Auslandsjahres ständig mit Gitarre und Geige in Galwayer Pubs unterwegs. Es war wundervoll!“

2.) Womit fängst du beim Songwriting an?

Markus Böttner: „Meist mit einer Klavier- oder Gitarren-Idee, die dann so lange, manchmal können das mehrere Monate sein, herumschwirrt, bis sich eine Textidee dazugesellt.“

3.) Wie ist dein erstes bzw. letztes Album entstanden?

Markus Böttner: „Vor drei Jahren bekam ich zum Geburtstag einen Gutschein für ein paar Stunden Studiomiete in einem Recording-Studio in Galway geschenkt, wo ich übrigens nach dem Studium wieder hinzog und bis vorigen Sommer lebte. Ich hatte alles, was ich für meine EP “Friend Of The Family” zu Hause via Audio-Interface und MIDI einspielen konnte, bereits vorbereitet und ging also für die Gesangsaufnahmen ins “The Forge Recording Studio” in Galway. Etwas unangenehm war für mich das Singen mit den dicken Studio-Muscheln auf den Ohren; ich mag das einfach nicht.“

4.) Mit welchen Programmen arbeitest du & womit nimmst du auf?

Markus Böttner: „Meine EP und die Single im Oktober 2017 habe ich mit Garage Band am Mac aufgenommen. Bei Dingen, die mit Garage Band für blinde VoiceOver-User nicht zugänglich waren, halfen mir zwei Freunde – Thanks Ronny & Joy! Mittlerweile besitze ich auch Logic Pro als DAW.

Die Liste meines Equipments ist noch nicht sehr lang. Ich mixe an dem kleinen Phonic MM1002 vor, bevor das Signal in mein M-Track MK II Interface hinein und von dort in mein MacBook fließt. Mikro: Shure SM58*.“

5.) Was tust du, um Leute auf deine Werke aufmerksam zu machen?

Markus Böttner: „Ich veröffentliche via Distrokid.com – Wenn Ihr einen Rabatt möchtet, könnt Ihr Euch gern bei mir melden; alle Streaming- und Download-Links stelle ich dann auf meine Website MarkusBoettner.net/Music und auch auf mein Profil auf ReverbNation. Von da werden Neuigkeiten über Twitter, meine Musiker-Page auf Facebook und mein privates Profil geteilt. Auf der Bühne bin ich derzeit nicht ganz so aktiv, weil ich mein Repertoire an eigenen Sachen ja noch ausbaue. Ich wohne auch noch nicht so lange hier in Nordhessen und muss mich in Sachen Auftrittsmöglichkeiten erst mal umschauen. Ganz wichtig, und nicht zu vergessen: Ich erzähle euch gerade davon!“ 🙂

6.) Um welche Aufgaben kümmerst du dich noch selber und was übernehmen deine Kollegen oder ggf. professionelle Partner?

Markus Böttner: „Trotz meiner Erblindung vor 18 Jahren erlauben mir mein fotografisches Gedächtnis und meine Vorstellungskraft, dass ich die Idee fürs Cover einer Veröffentlichung selbst entwickle und dann Freunde bitte, mir bei der Umsetzung zu helfen. Das hat bisher hervorragend funktioniert. Den Rest mache ich aber selbst.“

7.) Dein bisher schönstes Musiker-Erlebnis oder dein größter Erfolg:

Markus Böttner: „Erfolg…hmm…der muss sich nicht gleich in Charts-Platzierungen oder Reichtum zeigen. Ich finde es toll, dass der Manager der ‘Blue Note Bar’ in Galway “No rules (Seventeen)” auf seine Playlist für die Bar genommen hat. Dort hatte ich mit einer Freundin auch die Fotos fürs Cover gemacht. Wenn du weißt, dass deine Musik in einer deiner Lieblings-Bars läuft, ist das schon cool. Genau dort hatte ich vor zwei Jahren mit oben erwähntem Jazz-Pianisten Alex Blume und seinem Sohn Max auch einen Gig gespielt.

Mein erstes Video auf YouTube war ein Akustik-Cover von “Why Worry” von Dire Straits. Eine Woche nach der Veröffentlichung und dem Tweet dazu erhielt ich eine Benachrichtigung, dass John Illsley meinen Tweet favorisiert hatte. Der Bassist der Dire Straits und Long-Time-Friend meines Idols Mark Knopfler weiß also von meiner Darbietung von “Why Worry”. Der Gedanke gefällt mir. 🙂

Ein kurzes und sehr prägendes Ereignis war zudem der Tag, den ich mit Songwriter-Legende Rod Temperton verbrachte. Ihr kennt den Namen nicht? Aber Ihr kennt seine Musik – ganz sicher! Wir trafen und unterhielten uns bei einer Familienangelegenheit in meiner Schwiegerfamilie. So ein verdammt angenehmer, bodenständiger und einfach cooler Typ, und so eine wertvolle, inspirierende Unterhaltung über Musik und Veröffentlichungen… Leider verlor er nur wenige Monate später den Kampf gegen den Krebs. #RIP Rod.“

8.) In wie vielen Bands / Musikprojekten hast du bisher mitgewirkt?

Markus Böttner: „In fünf Chören, drei Bands mit fester Besetzung, einem Duo und zahlreichen eher kurzzeitigen- und anlassgebundenen Projekten.“

9.) Hast du eine musikalische Ausbildung genossen? Wenn ja, welche?

Markus Böttner: „Ich hatte ca. sechs Jahre Keyboard- und Klavierunterricht in der Musikschule von Alexander Blume in Eisenach und danach zwei Gitarrenlehrer in Marburg und einen in Bamberg.“

10.) Welchen Tipp hast du für junge Musiker und Bands?

Markus Böttner: „Lasst Euch nicht davon einschüchtern, dass die Anderen immer mehr und besseres Equipment haben. Heutzutage hat man viele Möglichkeiten, per Smartphone oder Computer für schmales Geld Aufnahmen zu machen. Außerdem kommt es nicht immer auf die Noten an, die man spielt, sondern auch auf die, die man nicht spielt.“

Vielen Dank für das Interview an Markus Böttner. Weitere Infos zu ihm und seiner Musik findest du unter folgenden Links.

Weblinks:

https://MarkusBoettner.net/Music/

https://www.reverbnation.com/BlindGuitardian

https://www.youtube.com/user/BlindGuitardian

3 Gedanken zu „Nachgefragt bei Markus Böttner“

  1. Vielen Dank, Sabine, für den netten Kontakt und die Möglichkeit, mich hier vorstellen zu können.
    BonusFakt: Am Donnerstag wird meine neue Single “Never Walked the Highway” auf PureSoundsRadio (dot) co (dot) uk vorgestellt; um 20 Uhr geht die Sendung los. Streaming- und Downloadlinks gibt’s dann zeitnah auf meiner Website.

  2. Ich habe heute im Nachgang eines Interviews alte Interviews von mir durchgelesen und möchte einer Frage etwas hinzufügen, nämlich der nach den Wegen, um Reichweite zu generieren: Es kann wirklich nützlich sein, die eigene Musik auch mal an Youtube-Kanäle zu schicken, die Reaktionsvideos veröffentlichen.
    die oben erwähnte single Never Walked the Highway wurde 2019 neu aufgenommen – und viel schöner. Sie kam beim Musikwettbewerb 2.0 der Wir Machen Druck GmbH und des MM Musik Media Verlages auf die Top-24 Promo-CD aus 201 Einsendungen.
    Ich schickte sie an Marti Fischer für eines seiner Marti Reacts-videos. (Titel: eine 75-jährige Legende, Beginn bei 8:06 Minuten). Martis Reaktion war herzerwärmend und die Reaktionen auf meinen Song in den Kommentaren auf Martis Kanal und schließlich auf meinem eigenen Kanal waren für mich überwältigend.
    Never Walked the Highway wurde eigentlich nur durch dieses Marti Reacts-Video zu meinem reichweitenstärksten Song. Macht sowas mal, es lohnt sich!

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