Du bist Musiker / Künstler und arbeitest schon lange hart für Deinen Erfolg? Du wünschst Dir nichts mehr, als den ersehnten „Durchbruch“? Endlich ein „Star“ sein, endlich berühmt sein? – Dann stellen wir uns dieses Szenario doch mal detailliert vor und analysieren, was da überhaupt auf Dich zukommt. Allerdings gehen wir dabei mit einem kleinen Augenzwinkern auf Reisen und beleuchten mal Segen und Fluch des Newcomerseins auf die eher bodenständige Art und Weise. In diesem Beispiel bist Du Selfmade-Newcomer ohne große Maschinerie im Rücken. Auf geht’s…
Deine Startposition: Du bist ein Niemand.
Als Newcomer bist Du erst mal unbekannt. Zunächst kennt Dich keine Sau. Du machst Dein Ding und keiner weiß es. Irgendwann bist Du soweit und willst Deine Musik in die Welt bringen. Bämm! Niemand kannte Dich vorher. Niemand wusste von Deinem Projekt und Deiner Musik. Alles war mehr oder weniger geheim. Jetzt traust Du Dich raus und gibst Deine Musik frei. Tadaa!
Aktion – Reaktion
Nun, wo Dein Projekt ganz offiziell das Licht der Welt erblickt hat, folgt auch die erste Reaktion der Außenwelt auf Deine Musik und auf Dich. Je nachdem, wo und wie Du sie präsentierst, bekommst Du Feedback. Vielleicht teilen die ersten Leute Deinen Song oder Dein Video auf Facebook oder kommentieren auf Deiner Seite und im Social Media. Besonders interessant ist es für die Leute, weil Du ja offenbar aus dem Nichts kommst. Leute lieben ja auch diese Geschichten, die erzählen, wie man vom Tellerwäscher zum Millionär wird. Aber diese Geschichte erzählen wir heute nicht, denn als Newcomer bist Du ja erst einmal einer von ganz vielen Tellerwäschern.
Du bist jetzt offiziell im Wettbewerb.
Nun, wo Dein „Produkt“ (irgendwann reden alle nur noch vom „Produkt“, selbst wenn Du Deine Musik mit viel Herzblut erschaffen hast.) auf dem Markt ist, wird man Dich vergleichen. Mit Leuten aus Deinem Genre, mit Leuten aus Deiner Umgebung, mit Leuten aus Deiner Altersklasse. Was auch immer. Die Leute vergleichen gerne. Äpfel mit Birnen, Cracker mit Keksen, alles eben. Du bzw. Deine Musik steht jetzt im Vergleich. Inwiefern Dich das beeindruckt oder interessiert, ist Dir überlassen. Bloß nicht den Kopf verlieren.
Du wirst entdeckt.
Jetzt, wo Du mit anderen verglichen wirst und man feststellt, dass Du gar nicht mal so schlecht bist, wird man Dir erfolgversprechende Tipps und Ratschläge geben. Es werden Leute plötzlich auf Dich aufmerksam, die sonst nicht mal Deine Existenz bemerkt hätten. Man interessiert sich plötzlich für Dich und Dein „Produkt“. Die ersten „gut gemeinten“ Kritiken flattern ins Haus. Die ersten Anfragen für Zusammenarbeiten klopfen an. Natürlich wittern auch Trittbrettfahrer ihre Chance. – Jaaaa! Und plötzlich wird auch die Presse aufmerksam und berichtet über Dich.
Zack… über Nacht berühmt
Wie Du das geschafft hast, sei mal dahin gestellt. Selbstverständlich war das alles ein Klacks. Und Du bist überraschend über Nacht einfach „entdeckt“ und berühmt geworden. (Ironie aus.) Haha. Na mal Spaß beiseite. Ganz so easy wars vielleicht nicht. Du hast natürlich lange an Deinem jetzt erfolgreichen Produkt gearbeitet und hast Dir ordentlich etwas einfallen lassen und Dir gründlich überlegt, wie Du die Aufmerksamkeit der Presse und die Deiner Zielgruppe erlangen kannst. Oder? Im Ernst, berühmt ist man ja auch nicht einfach, wenn man einmal auf der Titelseite irgendwo stand oder Dir plötzlich fremde Leute mit Autogrammwünschen auflauern. Oder wie, oder was?
Fans
Jeder, der „berühmt“ ist, hat auch Fans. Egal, was Du machst. Wenn Du es in die Presse geschafft hast, gibt es: einmal die Gleichgültigen, die Gegner, aber auch die Fans. Und Fans wirst auch Du als Newcomer haben! Du erhältst die ersten voll lieben Nachrichten, das erste Mal Post mit gemalten Bildern und Autogrammwünschen. Yeah! Die ersten Menschen wollen in der Öffentlichkeit mit Dir fotografiert werden. Du erhältst Zuspruch von wildfremden Menschen. Diese geben Dir Mut, sie verteidigen Dich, sie kaufen Deine Musik, sie verbreiten Deine Musik, sie kommen zu Deinen Auftritten, sie bejubeln Dich und sehen Dich als Vorbild. – Kümmere Dich um sie! Und versuche, bei all dem Hype, auch hin und wieder Deine Fanpost zu beantworten. Lass Dir was einfallen.
Die stillen Fans
Es gibt jedoch auch die „stillen“ Fans. Die, die sich beim Konzert nichts anmerken lassen und keine Miene verziehen. Ja auch die, die heimlich eine CD bestellen und sie still und heimlich hören und Dich förmlich analysieren. Ja, es gibt auch Fans, die nie zugeben würden, dass sie Deine Fans sind. Manchmal sogar ganz aus Deiner Nähe…
Zwischen Alltag und Berühmtheit
Die meisten normalen Leute aus Deinem Umfeld werden sich mit Dir freuen und Dich sicher auch unterstützen. Denn das tun die meisten Menschen, wenn die Öffentlichkeit erst mal Interesse gezeigt hat. Und wer will denn nicht einen „berühmten“ Freund haben? Es gibt natürlich auch immer irgendwelche Flachzangen und Nasenbären, die Deine Arbeit nicht verstehen und Dich wegen Deines Erfolgs und Deiner Bekanntheit aufziehen. Neid oder Dummheit? Völlig egal! Denn das Problem in der Branche ist ganz einfach: wenn Dich niemand kennt und Du nicht einen gewissen Grad an Bekanntheit hast, wirst Du nicht wahrgenommen und bist nicht erfolgreich. Du wirst nicht gebucht und verkaufst keine Musik… und so weiter. Du hast nicht dafür gearbeitet, dass sich am Ende niemand für Dein Meisterwerk interessiert. – Also umgib Dich mit Menschen, die Dich unterstützen, akzeptieren und Dich verstehen.
Newcomer & neue Freunde
Vielleicht findest Du ja auch in der Branche Gleichgesinnte, mit denen Du Dich austauschen kannst. Das wär doch toll. Oder nicht? Naja schon, aber aufgepasst! In dieser Branche ist der Konkurrenzkampf sehr hart und jeder gibt sich erst mal als Dein „Freund“ aus. Erzähle nicht all Deine Pläne, gib nicht all Deine Kontakte raus und behalte Internes für Dich. Denke wie ein Unternehmer. Vertraue niemandem und glaube erst, wenn den Worten auch Taten folgen. Es ist leider so, dass viele Schleimer und Schaumschläger auf diesem Feld unterwegs sind, die Dir das Blaue vom Himmel versprechen und Dich angeblich auf Händen tragen wollen. Sei skeptisch und wachsam.
Ey, Du hast ja nie Zeit!
Nehmen wir mal an, Du stehst weiterhin mit Deinen guten alten Freunden & mit Deiner Familie in Kontakt. Dann wird sich möglicherweise auch etwas an den gewohnten Treffen ändern. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass Du bei Gesprächen mehr im Fokus bist und das Interesse gesteigert ist. Vielmehr wirst Du gegebenenfalls weniger an diesen Treffen teilnehmen können, da Du keine Zeit hast. Entweder, weil Du unterwegs bist und nun bspw. aktiv Promotion betreibst oder auf Tour gehst oder Du durch neue Produktionen oder Verträge viel arbeiten musst. Du kennst als Musiker sicher schon das Phänomen: Du hast oft nur dann Zeit, wenn alle anderen gerade arbeiten sind. Und wenn sich alle aufs Wochenende freuen, Zeit haben und sich verabreden wollen, bist Du selber arbeiten. Das kennen vermutlich die meisten Berufstätigen der Veranstaltungsbranche. Wenn andere freihaben, geht die Arbeit erst richtig los. So vermag es Dich auch als Newcomer zu treffen. Stell Dich drauf ein und vielleicht hast Du ja verständnisvolle Mitmenschen in Deinem Umfeld, die es Dir nicht nachtragen, wenn Du wieder nur „Deinen Kram machst und nie da bist.“
In unterschiedlichen Welten
Und dann bist Du vermutlich auch noch mit anderen „berühmten“ Menschen zusammen, die alle Deine Freunde und Bekannten nur aus dem Fernsehen kennen – und wirst vielleicht auch mit ihnen zusammenarbeiten. Prominente sozusagen, die man sonst nur aus der „Bild“, aus der „Bravo“, von YouTube oder aus den Promi-Klatsch-Nachrichten etc. kennt. Du weißt schon. Du bist da jetzt mittendrin. Vielleicht noch kein alter Hase, vielleicht auch noch mit naiven Wunschvorstellungen, aber Du bist dabei. Du erlebst das Geschäft hautnah und hinter den Kulissen. Gut, mit der Zeit verfliegt die Aufregung vor bestimmten Anlässen, aber es ist längst nicht mit jedem anderen Normalo-Job an der Supermarktkasse zu vergleichen. Und genau da wird es spannend. Nämlich dann, wenn Du aus der „Glitzerwelt“ nach Hause zu Deinen „Normalos“ kommst. – Wenn Du eigentlich keinem WIRKLICH erzählen kannst, was Dir passiert ist, ohne dabei nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Erwartungen: Wo bleibt der Nachschub?
Jetzt, wo Du erfolgreicher Newcomer bist und schon so „kometenhaft“ gestartet bist, erwartet man natürlich, dass es genau so „kometenhaft“ bei Dir weitergeht. Wann gibt’s Nachschub? Auch das nächste Album, das nächste Video und die nächste große Aktion muss die Leute vom Sessel hauen. Und zwar ganz rasch bald. Gut, das ist eventuell etwas übertrieben. Dennoch wird man stetig nach Neuem fragen. Was gibt’s Neues? Wie läuft es so? Termine? Pläne? – Die Erwartungen sind jetzt da und die Augen auf Dich gerichtet. Warte nicht zu lang, denn schnell hat man Dich auch wieder vergessen. Es ist sicher nicht leicht, mit dieser Erwartungshaltung umzugehen. Auch wenn Du weiterhin Selfmade-Künstler bist und „nebenbei“ noch Geld zum Existieren verdienen musst und allein vielleicht nicht so schnell, wie die großen Firmen bist, wird man trotzdem bald ungeduldig nach Deinem nächsten Album etc. fragen. Die Leute sind, was das betrifft, halt von der Industrie verwöhnt. Also gib Gas und ruh Dich nicht zu lange auf Deinen Lorbeeren aus. Sonst bist Du der nächste Newcomer von gestern.
Erzähl mal: Wie war es wirklich?
Das war heute einfach mal ein kleiner gedanklicher Ausflug in die Theorie des Newcomerseins. Ein Segen oder ein Fluch? Was meinst Du? Ich denke, es kommt ganz darauf an, was man daraus macht. Wie sind Deine persönlichen Erfahrungen? Bist Du diesen Weg so schon gegangen und wie geht es weiter? Bist Du ein sogenannter “Newcomer”? Oder hast Du schon Ähnliches erlebt? Hinterlasse Deine Erfahrungen und Erkenntnisse gern als Kommentar. Ich freue mich, dass Du wieder auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.