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Songs verkaufen oder verschenken?

Wenn Du als „Selbermacher“ Musik auf eigene Kappe veröffentlichst, kennst Du das bestimmt auch: Man hat einen Song fertig und muss sich unweigerlich die Frage stellen, was damit nun passieren soll. Soll der Song einzeln veröffentlicht werden oder mit weiteren Songs auf einem Album oder einer EP erscheinen? Soll der Song dann auf CD erhältlich oder „nur“ über Stream und Downloads verfügbar sein? Oder möchte man den Song sogar als Geschenk an die Fans, Newsletterabonnenten oder an die Allgemeinheit kostenlos verteilen? Welche Möglichkeiten ich kenne, welche Erfahrungen ich damit bisher gesammelt habe und was für das Verkaufen oder Verschenken spricht, erfährst Du jetzt.

Songs verkaufen oder verschenken
Bildquelle: pixabay.com

Was will man mit der Musik erreichen?

Die erste Frage, die ich mir stellen muss, ist: Was möchte ich speziell mit diesem Song/Album erreichen und bezwecken? – Möchte ich möglichst fair für meine Arbeit “entlohnt” werden oder sogar „das große Geld“ machen? Möchte ich erst einmal herausfinden, wie meine Musik überhaupt ankommt? Sollen möglichst viele Leute den Song hören oder ist er nur für eine bestimmte Zielgruppe bestimmt? Oder möchte ich eine besondere Message damit verbreiten und Gehör finden? Diese Überlegungen bestimmen meine Entscheidung. Vorweg aber noch eine Grundsatzfrage:

Wird kein Geld mehr für Musik ausgegeben?

Du kennst vielleicht den folgenden Vergleich: „Problem: Die Leute sind bereit, mehrere Euro für eine Tasse Kaffee zu bezahlen, die nur ein paar Cent in der Zubereitung kostet und wenige Minuten braucht, bis sie fertig ist. Nach dem Genuss ist sie weg, für immer. Aber Millionen Leute wollen nicht mal einen Euro für einen Song ausgeben, den sie mögen. Obwohl die Aufnahmen Tausende Euro gekostet haben, es viele Jahre an Übung benötigt, um so etwas zu kreieren und immer und immer wieder angehört werden kann und ein Leben lang hält. Respektiere den Künstler – Kauf die Musik.“ – Diese Aussage habe ich ungefähr so im Social Media irgendwo mal gelesen. Viele Künstler teilten und bestätigten (enttäuscht) diese Feststellung. Jammern wir Musiker zurecht?

Welchen Wert hat Musik?

Zunächst muss man leider beobachten, dass Musik für die Gesellschaft scheinbar an Wert verloren hat. Das jedenfalls kommt einen so vor, wenn man sich die Ausschüttungen von Anbietern wie Spotify ansieht oder auch von der Entwicklung der Gagen im Live-Bereich hört. Man sagt außerdem, der Tonträgerverkauf sei zurückgegangen, zumindest in bestimmten Genres. Richtig verwunderlich ist das aber auch nicht, oder? Heutzutage kann man sich als Verbraucher so viel Musik anhören, auch ohne sie kaufen zu müssen. Der Markt wird überflutet mit Musik, guter Musik. YouTube, Spotify & Co. machen es möglich. Einige Künstler wehren sich dagegen und sind dort erst gar nicht vertreten. Sie verkaufen ihre Musik weiterhin nur auf CD beim Konzert, auch wenn sie damit möglicherweise nur sehr wenige Leute erreichen.

Musik auf Tonträger verkaufen

Dennoch möchten viele Fans immer noch Tonträger von ihren Lieblingssongs haben. Ob CD, Vinly, DVD oder sogar wieder auf Kassette, spielt dabei jetzt keine Rolle. Ich hatte als Künstlerin auch den Wunsch, dass ich meine Musik gern in den Händen halten wollte. Ich wollte was zum drin rumblättern und angucken, was man auch verpacken und auch als Geschenk an seine Liebsten weitergeben kann. Das macht sich eben mit Downloads und Streams nicht so gut.

Daher habe ich von meinem Debütalbum eine Kleinauflage CDs pressen lassen. Die Kosten habe ich selbst übernommen, auch wenn ich dafür lange sparen musste. Und wenn man wie ich auch ohne Label unterwegs ist, kann man sogar 100% der Einnahmen behalten. Wie viel eine CD kosten soll und ob man sie für den Preis auch los wird, steht wieder auf einem anderen Blatt. Ich habe meine Kosten zum Glück wieder drin und kann meine CDs für Promotionszwecke oder als Geschenk getrost auch mal verschenken, wenn ich es für richtig halte. Das ist ja auch eine gewisse Freiheit. Aber eine CD ist auch richtig viel Arbeit, wenn man das alles alleine macht und sich um die Produktion und anschließend auch um Verkauf, Versand und Vertrieb kümmern muss.

Downloads & Streams: Musik digital verkaufen

Mein Album habe ich zusätzlich aber auch in die üblichen Onlineshops und Streaming-Plattformen gegeben, weil ich wollte (auch wenn da nicht das große Geld rüberkommt), dass man mich als Künstlerin einfach und überall finden kann. Solange man nicht im Radio rauf und runter gespielt wird, ist das eine gute Alternative, wie ich finde. Außerdem macht man es damit dem Käufer sehr einfach, an die Musik zu kommen, wenn er sie in gewohnter Weise zum Beispiel bei Amazon, iTunes & Co erhalten kann. Die berühmten und großen Künstler sind ja auch dort vertreten. Ich finde, das macht somit irgendwie auch einen professionellen Eindruck. Zudem kann ich mir trotz ausgebliebener Charterfolge auch mit meinem in Heimarbeit produzierten Album regelmäßig ein nettes Taschengeld auszahlen lassen. Da ich meine Musik ohne Label bei einem digitalen Vertrieb in die Onlineshops gegeben habe, kann ich auch hier den Löwenanteil der Einnahmen behalten.

Warum überhaupt verschenken?

Es gibt tatsächlich Künstler, die ihre Musik zum kostenlosen Download anbieten. Ich habe das vor ein paar Jahren auch gemacht. Ich hatte nicht gedacht, dass überhaupt jemand meine Musik kaufen würde und wollte erst einmal sehen, wie sie ankommt. Es müssen außerdem keine Rechnungen geschrieben werden und keine Einnahmen abgerechnet und versteuert werden, wenn man seine Musik verschenkt. Das ist doch auch ganz praktisch, man spart sich Büroarbeit. Zum Anderen kann man die ersten Fans damit glücklich machen und bestimmt hören auch mehr Leute die Musik, wenn sie frei ist und man nicht erst Geld dafür zahlen muss, soweit meine Vermutung. – Jedoch schwingt auch wieder die Frage nach dem Wert der Musik im Hinterkopf mit. Was bewirkt also das Verschenken, und erzieht man seine Hörer damit zum Geizigsein? Was ist mit denen, die einen aber dennoch unterstützen würden?

Die Lösung: Name your Price

Ich habe wie gesagt einige Songs verschenkt, andere digital als kostenpflichtigen Download oder auf CD verkauft, aber es gibt auch noch die Option, die ich jederzeit wieder nutzen würde: „Name your Price“ – nämlich dem Fan selber die Entscheidung zu überlassen, was ihm die Musik wert ist. Dabei kann er einen Betrag nach Wahl bestimmen, also die Musik kostenlos für 0 Euro herunterladen oder aber beispielsweise auch fünf Euro dafür ausgeben. Je nachdem, was er kann und will. Dabei habe ich schon gute Erfahrung gemacht. Einerseits laden dann tatsächlich viele den Song für 0 Euro kostenlos herunter, aber manch einer zahlt für einzelne Songs eben auch etwas mehr. Der Fan bestimmt selber, wie er Dich unterstützen will. Und das finde ich ziemlich cool! Diese Möglichkeit kenne ich bisher nur von der Plattform Bandcamp. Weitere sind mir bisher leider nicht bekannt.

Fazit:

Musik verkaufen oder Musik verschenken? – Beides hat seine Berechtigung, denke ich. Je nach dem, welche Zwecke man damit verfolgt. Wenn man nicht an ein Label, Verlag oder sonstige Partner gebunden ist, die beteiligt werden müssen, steht die Entscheidung frei. Dann kann man auch mal was ausprobieren und “riskieren”. Vielleicht hat man ja auch einen Song, der einfach nicht zum Rest der Songs passt und der „einfach so mal raus will“ ohne, dass man gleich eine CD planen muss oder einen Releaseplan einhalten muss. Ansonsten bleibt ja immer noch die Möglichkeit, nach Standard und alt Bewährtem vorzugehen. Was meinst Du? Schreib Deine Meinung und Deine Erfahrungen gern in die Kommentare. Ich freu mich, dass Du auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.

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