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Stimmumfang & Stimmlage analysieren

Um beim Singen die bestmögliche Performance zu liefern und gegebenenfalls eine gewisse Lautstärke zu erreichen, sollte man seine Stimme kennen. Was ist mein Stimmtyp und wie ist mein Stimmumfang? Welche Töne schaffe ich auch an „schlechten Tagen“ und was sind die Ausnahmetöne, die ich mit meiner Stimme erzeugen kann? In welcher Stimmlage singe ich am besten? Und so weiter. Diese Fragen haben mich als Sängerin schon länger beschäftigt. Seitdem ich sie für mich auch beantworten kann, ergibt Etliches plötzlich Sinn und macht es mir leichter, bestimmte „Gesangsziele“ zu erreichen.

Stimmumfang & Stimmlage

Ich dachte immer, ich wär „Alt“.

Als Singer-Songwriterin habe ich immer sehr “entspannt” gesungen, und von der Tonlage her ähnelte meine Singstimme fast meiner Sprechstimme. – Ich klinge oft eher mittel bis tief beim Sprechen und habe in meinen Liedern auch nie große Tonsprünge gemacht. Bei einem Vorsingen im Gospelchor in meiner Jugend sagte man mir nach einer Probestunde, dass ich eine Altstimme wär. Auch bei einer Schnupperstunde an der Musikschule war man der Meinung, ich sei eine Altstimme. Zugegeben, ich sang nie wirklich hoch in meinen Liedern. Aber ich hatte da auch noch nie bewusst Gesangs- und Atemtechnik probiert. Dann begann ich irgendwann mit dem Gesangsunterricht bei einer Opernsängerin, die mir die klassischen Gesangstechniken nahebrachte. Nach ein paar Stunden stellten wir fest, dass ich doch keine Altstimme bin, sondern eine „Hohe“ – nämlich Sopran.

Stimmlagen: Alt, Sopran, Tenor & Bass

Alt nennt man übrigens die tiefe Frauenstimme. Und Sopran ist die hohe Frauenstimme. Bei den Männern ist die Bassstimme die tiefe Stimme und Tenor die hohe Stimme. Es gibt aber auch noch Stimmtypen bzw. Stimmlagen dazwischen. Zum besseren Verständnis habe ich hier mal eine Übersicht rausgesucht, die deutlich macht, in welchem Tonlagen-Bereich sich der Kern des jeweiligen Stimmtyps befindet. Es ist natürlich auch ein Tonumfang darüber hinaus möglich.

Was hat das Wissen um die eigene Stimme für eine Konsequenz?

Bei mir war es so, dass ich meine Songs zwar in mittleren Tonlagen singen konnte und auch keine Probleme damit hatte. Es klang immer sehr entspannt und weich. Doch ich konnte diese beim besten Willen nicht lauter singen. Schon in meiner ersten Gesangsstunde hatte ich mich deshalb erschrocken, wie laut meine Stimme doch sein kann, wenn ich in den hohen Lagen singe – nur durch „etwas“ Gesangstechnik. Somit transponierte ich viele meiner Songs für Liveauftritte etwas nach oben, um mehr Energie und Lautstärke zu erreichen. Manchmal reichte schon ein Halbton. Aber: ein Song verändert damit auch seinen Charakter. Bei Aufnahmen sollte man das bedenken und gegebenenfalls auch verschiedene Tonlagen ausprobieren, um zu checken, in welcher Lage er am besten zur Geltung kommt. Laut ist nicht immer das Richtige für einen Song.

Wie lernt man seinen Stimmumfang kennen?

Den Bereich vom tiefsten Ton bis zum höchsten Ton, den man singen kann, nennt man Stimmumfang oder auch (Vocal-)Range. Dieser kann mit Stimmübungen und Unterricht erweitert werden. Ich muss sagen, dass ich nur direkt im Gesangsunterricht meinen Stimmumfang entdecken konnte. Zu Hause fühlte ich mich für die hohen und somit lauten Töne einfach nicht frei genug. Und durch diese Art Beklemmung bremste ich mich unbewusst aus und erreichte die möglichen Höhen nicht. – Allein mit Kraft geht es nicht – es ist alles Kopfsache! Und wenn man sich vorstellt, die Nachbarschaft hat die Ohren nur auf dich gerichtet (auch wenn das gar nicht so ist), dann geht man beim Singen „auf Nummer sicher“ und reduziert seine Lautstärke. In der Gesangsstunde hingegen habe ich die Weiten meiner Stimme erst einmal kennengelernt.

“Man darf sich vor den Höhen nicht fürchten, sonst erreicht man sie nicht.”

Beim Herausfinden des Tonumfangs haben wir mit Vokallauten in einer Mittellage begonnen, bis einmal zu den tiefsten Tönen runter und einmal hoch zu den höchsten Tönen.

Link-TIPP: Videobeispiel zu Tonumfang und Register

Die Randtöne und die “sichere” Lage

Wie du vielleicht durch eigene Übungen und Tests herausgefunden hast oder auch im verlinkten Video erkennen konntest, gibt es Töne, die extrem sind. Entweder extrem tief oder extrem hoch. An manchen Tagen erreicht man sie ganz einfach und fast ohne Probleme und an manchen Tagen ist es nahezu unmöglich, diese zu singen. Wie ich schon in einem Artikel erwähnt habe, sind wir Frauen an bestimmten Tagen zum Teil kaum in der Lage besonders hohe Töne zu singen. Dann ist es gut zu wissen, in welchem Bereich man immer singen kann. Dazu kann man seinen Stimmumfang an verschiedenen Tagen im Monat mehrmals checken, notieren und somit herausfinden.

Welches Register, in welcher Tonlage?

Ich habe schon oft Sänger oder Sängerinnen beobachtet, die sich bereits bei „mittelhohen“ Tönen richtig abgequält haben und versucht haben, in die Töne „reinzuschlittern“. Das klang nicht nur nach Kraftaufwand, sondern hörte sich ebenso gequält an. Oft war es einfach nur das “Ende” der Bruststimme. In einem anderen Register (und mit einem guten Stimmsitz und etwas Atemtechnik) hätten sie mindestens eine halbe Oktave oder mehr darüber geschafft. Wie gesagt, Kraft ist nicht alles! Die drei bekannten Hauptregister bzw. Stimmlagenbereiche sind die Bruststimme, die Mittelstimme und die Kopfstimme. Zudem gibt es noch das Falsett- und Pfeifregister für die höchsten menschlichen Töne sowie bei Männern noch das Strohbassregister in den tiefen Bereichen.

Wenn die Bruststimme kippt

Im Pop-Bereich versucht man oft die Bruststimme so weit hochzuziehen, wie es geht, um einen typischen Sound zu erzeugen. Die Bruststimme klingt kräftig und breit, anders als die Kopfstimme, die einen etwas zarteren Klang hat. Man erreicht mit der Bruststimme aber auch schnell einen Punkt, an dem die Stimme zu Ende ist, plötzlich kippt und man in die Kopfstimme purzelt. Der Punkt ist bei jedem Sänger unterschiedlich und nennt sich „Bruch“. Manche Künstler wie zum Beispiel Alanis Morissette spielen sogar damit (- nennt sich dann „Vocal-Break-Effekt“). Das Kippen der Stimme von Brust- zu Kopfstimme wird dabei ganz bewusst eingesetzt und zugelassen. Man kennt es auch vom volkstümlichen Jodeln.

Link-TIPP: Soundbeispiel Alanis Morissette

Die Mittelstimme verbindet

In der klassischen Musik möchte man dagegen diesen Bruch nicht hören. Von den tiefen bis in die hohen Töne soll die Stimme einen möglichst gleichbleibenden Klang haben. Das erreicht man mit der Mittelstimme, dem Bereich, wo sich Kopf und Bruststimme „überschneiden“. Bestimmte Töne, die man in der Bruststimme singen kann, kann man auch in der Kopfstimme singen und umgedreht. Die Mittelstimme vereint die Register Brust- und Kopfstimme. (Siehe Videolink oben.)

Wenn die Kopfstimme nicht mehr klingt.

Die Kopfstimme macht die hohen Töne möglich. Ich dachte immer, dass die Kopfstimme nur leise und zart klingen kann. – Weit gefehlt! Denn gerade in der Kopfstimme kann man extreme Lautstärke in den hohen Tönen erzeugen. Vorausgesetzt der Stimmsitz ist „vorne“ und die Atmung stimmt. Am besten kann man die Kopfstimme mit der bekannten „Lippenflatterübung“ trainieren. Denn es geht um die Ränder der Stimmlippen und die Schleimhaut darauf. Hat man zu viel geschrien und sich in der Bruststimme mit falscher oder fehlender Technik verausgabt, dann kann es passieren, dass die Kopfstimme gar nicht funktioniert und nur ein heiseres Krächzen zu hören ist. – Ich vermute, dass auch hier ein Rettungsversuch mit LAX VOX® Abhilfe schaffen kann. 😉

Sicherheit

Mit dem Wissen um Stimmlage und dem eigenen Stimmumfang gewinnt man auch an Sicherheit. Wenn ich weiß, dass ich einen bestimmten Ton in der Kopfstimme locker erreiche, während er mir in der Bruststimme wirklich höchstens an guten Tagen gelingt, dann kann ich mich vorab für das passende Register entscheiden. Zudem kann ich Lieder in für mich passende Tonlagen transponieren. Ich weiß auch, dass ich zum Beispiel nicht tiefer als c oder nicht höher als bis c”’ komme, inklusive der Randtöne. Ich wähle also beim Singen vor Publikum Tonlagen, die im „sicheren“ Bereich liegen und die ich auch in Aufregung oder gegebenenfalls auch „aus der Kalten“ singen kann. (Denn ich habe nicht immer die Möglichkeit mich Backstage irgendwo zurückzuziehen und gut einzusingen.)

Fazit:

Es ist nicht nur richtig spannend zu wissen, wo die eigenen stimmlichen Grenzen liegen, sondern auch hilfreich. Ich singe natürlich immer noch nach Gefühl, oder wie es mir gefällt, aber es hat mir auch nicht geschadet, etwas über meine Stimme zu lernen. Und man lernt ja auch immer noch weiter. Hast du dich auch schon mit diesen Themen beschäftigt? – Welcher Stimmtyp bist du und in welcher Lage singst du bevorzugt? Singst Du eher klassisch oder im Pop/Rock-Bereich? Ich freu mich auf deine Kommentare und dass du auf musifiziert.de vorbei geschaut hast. Bis bald.

Ein Gedanke zu „Stimmumfang & Stimmlage analysieren“

  1. Liebe Binagra,
    …wieder ein wirklich schöner und hilfreicher Bericht! Danke! Ich dachte, das Problem mit dem nicht frei fühlen und die Nachbarn spüren hätte nur ich alleine… nee, quatsch – aber irgendwie doch. Es ist schon bemerkenswert, wie toll und umfangreich meine Stimme klingt, wenn ich mich richtig wohl und frei fühle und wie brüchig und kraftlos, wenn nicht. Mir fehlt der Gesangsunterricht gerade sehr, ich merke, wie mein Tonumfang und meine Stimmstabilität abnehmen. Deshalb ist es immer wieder schön, Deine Berichte zu lesen und hab Dank für das geteilte Video – ich werde es mir gleich mal ansehen. Meine G.L. hat mir mal die Idee mitgegeben, die Kehle praktisch wie beim Gähnen zu öffnen, dann lässt es sich leichter und leiser hoch singen.
    Toller Blog! Herzlichst, Sangeet

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