Wenn du mit deiner Musik erstmals an die Öffentlichkeit gehst, dann hast du vielleicht schon mal über einen Künstlernamen nachgedacht. Zu diesem Thema gibt es meiner Meinung nach viel zu beachten. Der Name spielt eine große Rolle bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Vermarktung. Neben der Einzigartigkeit und dem täglichen Gebrauch, bis hin zum persönlichen Bezug, gibt es aber noch weitere Überlegungen dazu. Man kann wild darüber diskutieren, welcher Name am besten geeignet ist. Ob Spitzname, Wortschöpfung oder Bedeutung in einer anderen Sprache, Möglichkeiten gibt es viele. Am Wichtigsten ist, dass du nicht einer von vielen bist, der diesen Namen benutzt. Denn sonst ist es im Internet schwer, dich sofort zu finden. Am Ende geht es ja darum, sich über diesen Namen gut vermarkten zu können, um deine Musik möglichst weit verbreiten zu können. Was gibt es da also zu bedenken?
Möchte ich, dass jeder meinen richtigen Namen kennt?
Die erste Überlegung, bevor man sich einen Künstlernamen zulegt, ist oft: Möchte ich, dass jeder meinen richtigen Vor- und Zunamen kennt? Wie kann ich mein Privatleben schützen? Möchte ich, dass man meine Musik mit mir als Privatperson in Verbindung bringen kann, oder sollte ich unbedingt auf einen Künstlernamen ausweichen und meinen bürgerlichen Namen decken? Diese Überlegung macht durchaus Sinn. Du spielst beispielsweise in einer Band mit satanistischem Namen, der in der Übersetzung nicht so ganz alltagstauglich ist und da du angestellt bist und angst hast, mal von deinem Arbeitgeber gegoogelt zu werden, legst du dir für die derbe Kunst einen Decknamen zu. Oder, wenn du den nächsten großen Ballermannhit rausbringen willst, aber unter gar keinen Umständen damit privat in Verbindung gebracht werden willst, ist so ein Pseudonym auch eine super Lösung. Oder vielleicht fühlst du dich mit deinem bürgerlichen Namen auf der Bühne einfach nicht wohl und findest, ein Künstlername klingt einfach schöner. Tatsächlich gibt es viele Gründe, einen Künstlernamen zu wählen. Ob der echte Name geheim bleiben soll oder ob er sowieso schon bekannt ist, ist dann wieder noch ein anderes Thema.
Kann ich mich damit identifizieren?
Was suggeriert der Name, mit dem du bekannt wirst? Welche Bedeutung hat der Name? Kann man ihn übersetzen? Was verbindet dich mit dem Namen? Klingt er nach dir? Fühlst du dich in der Rolle wohl? – Ungefähr solche Fragen könnte man sich zusammen mit seinem neuen Künstlernamen durch den Kopf gehen lassen. Ich finde es wichtig, dass man sich zu 100 Prozent damit wohlfühlt und nicht später sagen muss: „Äh…ja…das war eigentlich nur so ein Platzhaltername…ich find den auch nicht sooo toll, aber naja…“
Künstlername oder Projektname?
Ein Künstlername bezieht sich auf eine einzelne Person und ein Projektname auf ein Projekt, ein Bandname auf eine Band. Soweit ist das ja klar. Doch bei mir zum Beispiel war es schon immer irgendwie beides: also Künstler- und Projektname. Ich habe mich als „Binegra“ (das ist mein Künstlername) bei meiner Community vorgestellt, werde damit auch meistens angeredet, aber trotzdem sehe ich „Binegra“ auch als mein Projekt – meine Marke, wenn man so will. Diese Überlegung ist durchaus wichtig, insbesondere wenn es darum geht, Formulierungen für eine Internetpräsenz zu finden und der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der Presse, sein Projekt vorzustellen. In meiner Freizeit, wenn ich Unterricht gebe, für meinen Blog schreibe oder nicht gerade für „Binegra“ arbeite, bin ich weiterhin einfach nur Sabine.
Ich trenne Privates und Künstlerdasein.
Diese Trennung hat für mich einen psychologischen Sinn. Wenn ich für mich selbst etwas einfordern musste, fiel mir das immer sehr schwer. Geht sicher vielen Musikern und Künstlern so. Jedenfalls hörte ich schon oft, dass künstlerisch Tätige ein Problem damit hätten, für ihre eigene Arbeit einen Preis zu nennen. Wenn ich mich also als Sabine für „Binegra“ engagiere, kann ich meine Interessen besser durchsetzen, verhandeln oder auch mal Nein sagen. Als Binegra wiederum möchte ich es am liebsten allen recht machen und niemanden vor den Kopf stoßen, weil ich ja die „Figur“ bin, um die es geht. (Auch wenn ich mich gar nicht verstellen muss.) Als „ihr“ Management jedoch muss ich verhandeln können und „taff“ bleiben. Ich weiß nicht, ob man das so nachvollziehen kann. Es ist schon etwas verwirrend, ich geb’s zu. Auf der Bühne schlüpft man eben in eine Rolle, egal, wie man privat gerade drauf ist. Mir jedenfalls hilft eine strikte Trennung (wer ich gerade bin) sehr und ich habe den Eindruck, dass ich damit auch besser ernst- und wahrgenommen werde. Wie andere mich nennen, spielt dabei keine Rolle. Auf der Bühne bin ich natürlich Binegra. Ob man mich privat Binegra oder Sabine nennt? – Mir ist beides recht. 🙂
Wie findet man den richtigen Namen?
Wenn man sich Biografien andere Künstler ansieht, entdeckt man verschiedene Möglichkeiten. Die einen haben einen besonderen Spitznamen zu ihrem Künstlernamen gemacht. Besonders seltene Spitznamen, die man sonst nicht so oft hört, sind da natürlich besser geeignet als „Hase“, „Schnuffi“ oder „Schatzi“. Clueso ist da ein gutes Beispiel und die Story zu seinem Namen ist zudem eine witzige und interessante Ergänzung. Wenn du natürlich von Haus aus einen schönen Namen hast und zudem von einem Seltenheitsfaktor profitierst, kannst du natürlich auch dabei bleiben. Man muss nur dazu stehen. Bei Namen, die jeder Dritte hat, ist das schon schwieriger. Es bieten sich neben Wörtern/Phrasen aus anderen Sprachen natürlich auch Wortschöpfungen an.
Wir basteln uns einen Namen…
Bei mir war es, wie ich vielleicht schon mal erzählt habe, eine Art Bastelstunde mit dem eigenen Namen. Ich habe meinen Vor- und Nachnamen in Großbuchstaben zusammengeschrieben und mit den Buchstaben experimentiert. Zum Schluss habe ich einfach die ersten zwei und letzten fünf Buchstaben weggeschnitten und voilá: aus SABINEGRAICHEN wurde BINEGRA (siehe Bild oben). Bei Musifiziert habe ich einfach zwei Wörter verschmolzen. Aus MUSIK INFIZIERT wurde so MUSIFIZIERT. Man kann natürlich auch einfach mal die Buchstaben durcheinander würfeln und nach interessanten Kombinationen suchen. Dabei kann es richtig kreativ zugehen!
Ist der Name einzigartig?
Wenn man nun eine Liste mit möglichen Künstlernamen hat und sich noch nicht entscheiden konnte, dann sollte man nun einfach mal URLs mit den Namen im Internet checken und im Social Media Bereich nach diesem Namen suchen. Gibt es bereits Internetseiten, mit deinem neuen Namen oder sind die URLs noch frei? Hat schon jemand mit dem Namen ein Profil auf Facebook, Instagram, YouTube & Co. erstellt? Such dir am Ende einen Namen, der noch nicht von anderen benutzt wird, und sichere dir die Domain(s). Im Idealfall sollte man deinen Künstlernamen später bei Google eingeben und dich sofort finden können. Das funktioniert nur, wenn nicht bereits zehn andere Bands oder Künstler mit diesem Namen im Netz zu finden sind. Wer genug Geld hat, kann sich den Namen, das Logo bzw. die Marke dann auch schützen lassen.
Denk weiter: Ist der Name leicht im Gebrauch?
Letztendlich sollte der Name leicht im Gebrauch sein und zukünftige Fans nicht vor zu große Herausforderungen stellen. Am besten wohlklingend in der Aussprache (damit man den Namen auch rufen oder einfach aussprechen kann), leicht zu schreiben (damit nicht jeder den Namen falsch schreibt), nicht zu lang (damit es auch auf ein T-Shirt passt) und ggf. auch in der Bedeutung angemessen, damit man sich vor seiner Oma oder Schwiegermutter nicht schämen muss. Eine Zeit lang waren auch lustige Schreibweisen ohne Vokale sehr beliebt. Wär mal witzig, wie eine Menschenmenge von tausend Leuten vor der Bühne so einen Namen rufen, wenn kein Vokal mitklingen darf. Krrrkkkkchkkkrrrtzzzzttt…. Denk am besten gleich an Werbestrategien und wie du deinen Namen dort einsetzen kannst. Und vielleicht hast du ja sogar den passenden Slogan dazu parat.
Fazit:
Die Suche nach einem geeigneten Künstlernamen birgt einige Fallen, wenn es um die Vermarktung geht. Und auch nicht jeder benötigt einen Künstlernamen. Letztendlich sind ähnliche Überlegungen anzustellen, wie bei der Vergabe von Projektnamen, Bandnamen, Firmennamen oder Markennamen. Es geht in der Musikwirtschaft, auch wenn das nicht immer so schön klingt, am Ende ja um das „Produkt“. Und das vermarktet sich besser, wenn auch der Name passt. Vielleicht bist du auch gerade dabei, dir einen Künstlernamen zuzulegen. Oder du hast eine ganz eigene Meinung zu dem Thema? Schreib gern einen Kommentar dazu. Ich freu mich, dass du auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.
Einen wunderschönen guten Abend wünsche ich deiner gesamten Community.
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Ich befinde mich gerade in einem solchen Dilemma.
Was sagt ihr über Prestin?
Hey, ich schließe mich an. Danke für den Beitrag und die hilfreichen Überlegungen. Ich befinde mich ebenfalls noch im Dilemma, einfach nicht den passenden Künstlernamen für mich als Musiker zu finden. Aber ich werde weiter kreativ sein und bleibe dran … 😉
@Streetfighter: Prestin finde ich gut, kann man auch Englisch aussprechen. Am wichtigsten ist aber, dass man selbst voll hinter dem Namen steht 🙂
ich suche einen künstlernahmen , aber weis nicht wie
Einen Namen zu finden ist gar nicht so leicht
Hallo, deine Beiträge sind wie ein Leuchtturm des Wissens. Bitte lass uns mehr davon haben! VG