Ein wenig provokant klingt diese Überschrift wohl schon. Doch Ausreden hindern tatsächlich oft, es zu versuchen. Nur in den wenigsten Fällen liegen die Gründe wirklich außerhalb des eigenen Wirkungsbereichs. Ich erinnere mich an die Geschichte meiner Oma, die als Kind heimlich bei einer Nachbarin im Dorf Klavier spielen ging, nachdem sie die Kartoffelschalen zu den Schweinen gebracht hatte. Ihre Mutter war arm, konnte sich weder Instrument noch Unterricht leisten und hat es ihr deswegen verwehrt. Doch meine Oma war fasziniert von der Musik, dass sie somit heimlich versuchte, sich einiges selbst beizubringen. Heute dagegen bekommt man Instrumente für Einsteiger (auch wenn sie vielleicht nicht immer einem guten Qualitätsstandard entsprechen) bereits fast hinterher geschmissen. Die Ausreden, warum man ein Instrument nicht spielen lernt, obwohl man es eigentlich gern können möchte, sind vielseitig. Ich habe mal einige zusammengetragen.
1. ) „Ich habe keine Zeit dafür.“
Wohl wahr! In der heutigen Zeit „locken“ neben Arbeit, Schule, Studium, Familie und Kinder, auch noch das Internet, Fernsehen, Computerspiele und eine breite Masse anderer Freizeitbeschäftigungen. Wer dann auch noch Haus und Hof zu beackern hat, wird das Spielen eines Instruments lieber hinten anstellen oder ganz sein lassen. Dabei kommt man schon mit 10 Minuten üben am Tag ein ganzes Stück weiter. Zudem kann man sich damit gut ablenken oder auch mal abschalten… von dem ganzen anderen Stress. 10 Minuten lassen sich bestimmt finden. Vielleicht lässt man einfach mal Facebook oder Fernsehen weg, oder steht morgens 10 Minuten früher auf.
2.) „Ich bin zu doof dafür.“
Schon oft erlebt habe ich Leute, die beinah verliebt zusehen, wie jemand ein Instrument spielt, „Ach, das würde ich auch gern können.“ säuseln, nur um kurz darauf verlauten zu lassen: „Naja, da bin ich eh viel zu doof für.“ – Es ist vermutlich das Gleiche wie „Ach, ich bin zu fett, aber viel zu unsportlich für Sport.“ Also nur um das mal klarzustellen: man fängt in der Regel mit einfachen Dingen an. Leichte Übungen, die jeder, der sonst nicht irgendwie stark eingeschränkt ist, einfach nachmachen kann. Verbissener Perfektionismus spielt da noch eine ganz andere Rolle. Bevor man über sich selbst urteilt, sollte man wenigstens den Versuch wagen, es mal zu probieren, wenn man schon Interesse daran hat. Ob es dann am Ende das Richtige ist und man weiter Gefallen daran findet, wird sich ja zeigen.
3.) „Meine Finger sind zu kurz zum Gitarre spielen.“
Das kann schon mal vorkommen. Entweder hast du wirklich sehr kurze Finger, dein Instrument ist nicht auf deine Körpergröße abgestimmt oder du musst einfach noch üben (oder beides). Beim Gitarre spielen kann man zu Beginn schon mal den Eindruck haben, dass bestimmte Akkorde eher für Fingerakrobaten gedacht sind. Da helfen Übung und Geduld. Dies gilt nicht nur fürs Gitarre spielen, auch beim Erlernen anderer Instrumente versuchen einige Anfänger ihre Körpergröße bzw. ihre körperlichen Voraussetzungen verantwortlich zu machen, wenn es nicht sofort funktioniert. Lass in dem Fall von einem Experten beurteilen, ob dein Instrument die passende Größe für dich hat. Anderenfalls gib nicht auf und übe weiter.
4.) „Ich bin schon zu alt.“
Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo kein Wille ist, findet man Gründe und Ausreden. Ich bin der Meinung, für Musik ist man nie zu alt. Mag sein, dass man als junger Mensch schneller und konzentrierter in der Lage ist, ein Instrument neu zu erlernen. Doch auch als Erwachsener kann man seine Komfortzone verlassen und sich neuen Herausforderungen stellen. Sei es, um erst einmal einfache Akkorde auf einem Instrument spielen zu lernen. Ein Lehrer kann dabei sehr hilfreich sein und wird sich niemals über seinen Schüler lustig machen, sondern ihm bestmöglich dabei weiterhelfen und unterstützen. Folge deiner Leidenschaft und trau dich, auch Dinge zu lernen, wenn du denkst, dass du „zu alt“ bist. Musik machen, ist kein Ballett tanzen. Es gibt keine Ablauffrist.
5.) „Ich kann mir kein eigenes Instrument leisten.“
Ein eigenes Instrument zum Üben ist zugegeben schon die beste Voraussetzung, um regelmäßig üben zu können. Denn nur durch Übung wird man irgendwann auch in der Lage sein, es gut spielen zu können. Wie du in der Einleitung bereits lesen konntest, gibt es jedoch, wenn der Wille wirklich da ist, oft auch andere Möglichkeiten. In Musikschulen zum Beispiel werden Instrumente auch zum Verleih angeboten. Oder vielleicht kennst du jemanden mit so einem Instrument, bei dem du hin und wieder üben darfst. Man muss Instrumente auch nicht als Neuware kaufen, sondern findet auch auf dem Gebrauchtmarkt viele gute Stücke, die zu günstigeren Preisen angeboten werden. Schau dazu gern beim Musikfachhändler deiner Stadt oder bei ausgeschriebenen Kleinanzeigen nach.
6.) „Unterricht ist mir zu teuer.“
Ja, zugegeben, auch auf YouTube findet man tonnenweise kostenloses Material, wenn man ein Instrument spielen lernen möchte. Das kannst du auch gern ergänzend nutzen. Doch selten ist allein das auch die beste Lernmethode. Denn niemand kann dich dabei auf deine Fehler aufmerksam machen oder dir sagen, warum eine Übung bei dir nicht so funktioniert, wie im Video gezeigt wird. Beim persönlichen Unterricht stattdessen kann dir dein Lehrer nicht nur zeigen, wie es richtig geht und wie du dein Spiel optimieren kannst, sondern er oder sie passt sich auch deinem Lerntempo an. Sicher gibt es unterschiedliche Preise, was Musikunterricht betrifft. Aber du kannst ja vergleichen zwischen Gruppenunterricht und Einzelunterricht bei Freizeiteinrichtungen, Musikschulen oder privaten Lehrern. Wenn es dir Wert ist, in dich selbst zu investieren, weil du das Instrument wirklich lernen willst, dann such das Bestmögliche für dich aus und lass dich lieber unterrichten.
7.) „Ich habe keine Lust zu üben.“
Das ist natürlich blöd! Da würde man so gern Musik machen und steht sich selbst im Weg. Es könnte alles so einfach sein, wenn nur „das blöde Üben“ nicht wär. – Mach dir keine Sorgen, es kommt hin und wieder vor, dass man mal keine Lust hat. Das hängt auch von der persönlichen und körperlichen Verfassung ab. Solltest du grundsätzlich keinen Bock haben, such dir besser ein anderes Hobby – eines, bei dem man nicht üben muss!
8.) „Meine Frau/Mein Mann will nicht, dass ich „son Quatsch“ lerne.“
Oh! Na dann geht es natürlich nicht…
Fazit:
Das waren jetzt mal einige (nicht immer ernst gemeinte) Ausreden, warum du niemals ein Instrument spielen wirst. Wenn du jetzt wissen möchtest, warum es gut wär, trotzdem Musik zu machen und diese Ausreden hinter dir lassen möchtest, dann schaun mal im Artikel „Warum es gut ist, Musik zu machen.“ vorbei. Fallen dir noch weitere Gründe ein, warum du niemals ein Instrument spielen wirst, oute dich gern und lass es mich durch einen Kommentar wissen. Hast du deinen inneren Schweinehund überwunden und lernst jetzt trotz aller Bedenken ein Instrument, dann schreib auch das gern als Kommentar. Zu guter Letzt will ich natürlich betonen, dass meine eigenen Gitarrenschüler zum Glück nicht zu den Jenigen mit großen Ausreden gehören, sondern sich tapfer und entschlossen durchkämpfen. (Bin stolz auf euch!) Ich freue mich, dass du auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.
Bei Punkt 8 sollte man mal ein ernstes Wörtchen mit dem Partner sprechen… ^^
Generell ist bei allen Ausreden die Motivation zu gering. Wer wirklich ein Instrument lernen will, findet Weg, fängt an und bleibt am Ball.
2 weitere Gründe wären:
“Ich möchte meine Nachbarn nicht stören.”
“Ich hatte das schon mal probiert und es hat nicht geklappt.”