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„Geh doch mal zu DSDS.“ – Meine Meinung zu Castingshows!

Heute beschäftige ich mich mal mit dem Thema Castingshows. Ich wurde zwar selber mal als Teilnehmerin angefragt, wodurch ich zusätzliche Infos erhalten habe, selber dabei war ich aber noch nicht. Trotzdem habe ich diverse Infos gesammelt und Einiges aus Teilnehmerberichten erfahren. Meine Meinung dazu hat sich in den Jahren nicht unbedingt zum Positiven verändert. Und die gut gemeinten Aufmunterungen wie „Geh doch mal zu DSDS.“ kann ich nicht mehr hören und verletzen auch irgendwie mein Musikerego. Aber auch, wenn ich hier nur ein paar gedankliche Anregungen gebe, vielleicht hilft es ja Euch bei Eurer Entscheidung – dafür oder dagegen.

Castingshows, Träume und Realität

Die TV-Branche hat sich ja so eingestellt, dass man sich auf Kosten anderer super amüsieren kann. Besonders auf einigen Privatsendern wird zunehmend gescriptet, was das Zeug hält und fast verschwenderisch mit billigen Laiendarstellern um sich geworfen, dass sich der Zuschauer zu Hause im Vergleich zwangsläufig extrem intelligent und anständig vorkommen muss. Und auch die Macher bestimmter Castingshows machen davor nicht halt. Man zeigt wohl ganz offensichtlich gern scheinbar verblödete, talentfreie oder gekaufte Kandidaten, die sich dann vor ganz Deutschland bloßstellen lassen. Gekrönt von wertfreien oder sogar erniedrigenden Kommentaren der Jury und sarkastisch anmutenden Belehrungen der Moderatoren. Hauptsache immer für Lacher sorgen und ein Gefühl des Fremdschämens verbreiten. Jedenfalls empfinde ich das so, und weil es mich nervt, schalte ich gar nicht erst ein.

Es geht kaum um Musik

Es gibt in den Formaten natürlich auch Ausnahmen, die sich scheinbar wirklich für das Talent eines Teilnehmers interessieren. Und manch eine Castingshow macht auch tatsächlich einen kompetenten Eindruck. Doch um Musik geht es eher weniger. Wohl mehr um die Jurymitglieder, die demnächst ihr neues Album rausbringen und ihre geplante Tour promoten wollen und nicht zu vergessen, die üblichen herzzerreißenden Storys der Kandidaten. Musik ist, wenn man sich so eine Show mal ansieht, doch nur etwa 30 Prozent. Da sieht man noch häufiger die Werbeblöcke dazwischen. Früher habe ich mir solche Shows gern angesehen, heute zappe ich gelegentlich noch rein. Aber irgendwie haben die Sendungen ihren Reiz verloren, wenn man das ganze Spektakel einmal durchschaut hat.

Bewerben oder Angeworben werden

Ich wurde als Sängerin selber bereits von Scouts bzw. Castingredaktionen zwei verschiedener Castingshows angefragt, ob ich mich nicht für als Teilnehmerin bewerben möchte. Man habe sich meine Videos und meinen Internetauftritt angesehen und für gut befunden. Und wenn ich mich dazu entscheide, dann könnte ich eventuell auch gleich das Vorcasting überspringen, weil ich ja schon was vorweisen kann. Zu DSDS wollte man mich zBsp. locken, mit Sätzen wie „Dieter Bohlen ist schon etwas ruhiger geworden.“ und „Es soll jetzt mehr um Gesang gehen.“ – Ah ja…

Warum ich nicht mitmache?

Ich habe mich letztendlich bei keiner der angefragten Castingshows beworben. DSDS halte ich für unglaubwürdig und respektlos gegenüber richtigen Musikern und Künstlern. Hat einfach einen schlechten Ruf. Wenn man Pech hat, bekommt man dort vermutlich für Lebzeiten einen Stempel aufgedrückt und versaut sich seine weiteren Möglichkeiten und sein Image. Denn ich weiß, man kann als Fernsehteam auch vieles falsch darstellen und mit ein wenig Kreativität lassen sich prima Geschichten umdichten, erfinden und Gesichtszüge neu interpretieren. Das kennen wir jedenfalls alles schon aus der Vergangenheit. Da gibt es ja in der Castingwelt bereits beste Beispiele. Aber davon leben ja auch einige Formate. Oder irre ich mich etwa?

Vorher informieren

Die Castingshow „The Voice of Germany“, die mir einen vergleichsweise seriösen Eindruck vermittelt hat, ist da wohl noch am „musikerfreundlichsten“. Aber ich selber bin immer noch nicht so verzweifelt, dass ich dort unbedingt mitmachen möchte. Vielleicht kommt das ja noch.^^ Informiert habe ich mich trotzdem mal, weil man ja nicht jeden Tag eine Anfrage diesbezüglich erhält. Aber auch dort fand ich Punkte, die mich eher zum Zweifeln brachten. Warum hätte ich es also überhaupt gemacht?

Pro: Gute Möglichkeit als Promotion

Ich bin der Ansicht, dass man, wenn man bereits eigene Songs hat, vielleicht sogar ein Album und Musikvideos sowie eine gewisse Fanbase hat und man eigentlich schon ein „fertiger“ Künstler ist (bzw. im wirtschaftlichen Sinne ein „fertiges Produkt“ hat), dann kann man durch die Teilnahme bspw. an „TVOG“ einen guten Bekanntheitsgrad erreichen und super Promo für sich machen. Denn die Leute werden auf Dich aufmerksam und checken vielleicht auch online ab, was man so bisher gemacht hat. Im besten Fall, werden daraus Fans. Der Nachteil ist, Du hast eben keinen Einfluss darauf. Zunächst musst Du an einigen Vorcastings, sogenannten Scoutings, teilnehmen, und wenn Du Glück hast, kommst Du in die Blind Auditions. Kommst Du dort nicht weiter, hast Du trotzdem nur eine 50/50 Chance im Fernsehen gezeigt zu werden. Bis dahin ist es also bereits ein langer Weg, aber ohne Garantie.

Keine Rechte am eigenen Bild

Hat man es dann doch irgendwie weiter geschafft, dann kann man wohl davon ausgehen, auch im TV gezeigt zu werden. Du hast natürlich keine Rechte an Deinem Bildmaterial. Die gibst Du nämlich mit Deiner Unterschrift schon vorher ab. Aber was solls, solange nichts Peinliches vor der Kamera passiert und man immer gut vorbereitet ist, wird das schon gut gehen. Aber will man da wirklich gewinnen? Oder ist es nicht vielleicht besser, man ist bloß mal in Erscheinung getreten, damit die Welt einen gesehen hat? (Um Dich bereits beim nächsten Kandidaten und der nächsten Show wieder zu vergessen? So läuft das doch. Oder?) Und was hat man mit der Teilnahme am Ende überhaupt für eine Referenz? Kann man dort eventuell Kontakte knüpfen? Fragen über Fragen.

Kontra: Knebelverträge und was sie aus Dir machen

Der Gewinner erhält meistens einen Deal mit einem Majorlabel. Das Album dazu ist am Ende der Show in der Regel auch schon fertig, es muss nur noch der Gesang des Gewinners aufgenommen werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob Dir der Kram überhaupt gefällt. Einer (von vielen), der sogar ein Buch über seine Karriere und seinen Weg bei einer bekannten Castingshow geschrieben hat, ist Martin Kesici. Er nimmt dabei selber kein Blatt vor den Mund und erzählt, wie es wirklich war. Jetzt geht er mittlerweile seinen eigenen Weg mit seiner eigenen Musik. Doch es war nicht leicht, wie er zBsp. in einem Interview berichtet.

Als Kontra sollte man an dieser Stelle auch noch die sogenannten Knebelverträge erwähnen, und dass man als Interpret meistens weder eigene Songs singen, noch Entscheidungen treffen darf. Die Teilnehmer der Liveshows, so habe ich es jedenfalls auch schon gehört, müssen zudem vertraglich zustimmen, selber für einen vorher festgelegten Zeitraum keine eigenen Veröffentlichungen vorzunehmen. Es könnte ja jemand Dein Album, statt dem des Gewinners, kaufen. Ob das so wirklich stimmt, weiß ich nicht. Aber man sollte darauf gefasst sein und sich in jedem Fall einen Anwalt nehmen, der die Verträge vorher checkt.

Fazit:

Meine Meinung zu Castingshows ist zugegeben schon etwas negativ gefärbt. Vielleicht habe ich ja ein völlig falsches Bild. Aber es gibt, selbst wenn man da mal bei YouTube sucht, etliche ehemalige Teilnehmer, die von ihren negativen Erfahrungen bei einer Castingshow im Fernsehen berichten. Sicher gibt es auch positive Seiten, wie der schnelle Weg ins Fernsehen und eventuell Promotion bzw. Reichweite für Dich als Künstler sowie die Erfahrung. Doch der Traum vom schnellen Ruhm wird oft schnell zum Albtraum. Etliche der Castingteilnehmer sind psychisch abgestürzt, weil sich plötzlich niemand mehr für sie interessierte. Für andere war es eine tolle Erfahrung, auch wenn sie danach immer noch nicht von ihrer Musik leben konnten. Wie stehst Du zu Castingshows? Warst Du selber mal dabei und wie weit bist Du damit gekommen? Schreib es gern in die Kommentare. Ich bin gespannt und freue mich, dass Du wieder auf musifiziert.de vorbeigeschaut hast. Bis bald.

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