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9 Selbstversuche – Wie singt man, wenn man…

Vor ein paar Jahren habe ich mich gefragt, was die Stimme beim Singen eigentlich beeinflussen kann. Klar, da dachte ich zunächst an Getränke wie Milch oder Cola, die sicher ungünstig sind oder das Rauchen. Aber dann hatte ich die Idee, mal einen langfristigen Selbstversuch zu starten. Und nun möchte ich die Beobachtungen und Erkenntnisse aus meinem unwissenschaftlichen Selbstversuch dazu vorstellen: Wie singt man, wenn man…

Wie singt man, wenn man müde ist?

Wer schon mal übermüdet war, kennt es. Man ist etwas gereizt, manchmal dreht es einen, die Augen sind schwer und der Körper beginnt sich mehr und mehr zu verspannen. Bei manchen Menschen gesellen sich noch Kopfschmerzen dazu. Man neigt dazu, beim Singen diesen Umstand ausgleichen zu wollen. Es endet jedoch eher in Überanstrengung und man hat ähnliche Probleme beim Singen, wie bei Krankheit oder Niedergeschlagenheit. Dazu unten mehr. Um der eigenen Stimme also nicht zu schaden, empfiehlt es sich, gerade bei Konzerten, längeren Proben oder Aufnahmen im Studio, ausgeschlafen und fit zu sein, vielleicht öfter frische Luft zu schnappen z. B. zwischendurch in den Pausen. Oft gelingt es uns nur, den Zuhörer zu überzeugen, wenn wir den richtigen Subtext verinnerlichen. Müdigkeit kann jedoch schnell in Gleichgültigkeit umschlagen. Wenn die Müdigkeit in überdreht sein umschlägt, dann kann sich das ins andere Extrem verändern und man ist überspannt bei Singen, also vielleicht übermotiviert.

Wie singt man, wenn man betrunken ist?

Betrunkene Menschen sind faktisch ungehemmter und trauen sich mehr zu. Das ist wohl der Grund, warum sich manche Sänger/innen vor dem Auftritt ein Gläschen genehmigen. Es senkt die Aufregung und das Lampenfieber und knipst Selbstzweifel und Hemmungen aus. Empfehlen würde ich es trotzdem nicht. Denn obwohl man in dem Moment der festen Überzeugung ist, man singt so gut wie nie, selbst wenn man sich für den nächsten großen Gesangsgott hält, so beweisen im schlimmsten Fall Videoaufnahmen oder Audiomitschnitte davon das Gegenteil. Zudem trocknet Alkohol die Stimme aus. Die Stimmlippen schwellen an und rauen sich auf… um es mal bildlich darzustellen. Ergebnis: man wird heiser und die Stimme beginnt zu versagen. Aber wir alle kennen sicher mindestens einen Musiker, den man nur mit Alkohol auf der Bühne sieht. Ob das immer Alkohol ist, ist wohl eine andere Frage. Aber immerhin kann man da vermuten, wie bestimmte raue Stimmen entstanden sind.

Wie singt man, wenn man bekifft ist?

Ja, dieses Szenario hat mich auch interessiert. Kiffen ist für mich absolut keine Option. Ich liebe es einfach, die Kontrolle zu haben und mich konzentrieren zu können. Da ich nicht rauche, kommt es für mich also nicht infrage. Interessiert hat es mich dennoch. In einem einmaligen Selbstversuch (ist jetzt aber schon einige Jährchen her.) wollte ich deshalb herausfinden, wie meine Stimme auf diesen Rausch reagiert und wie sich dieser Zustand auf meinen Gesang auswirkt. Leider reagiere ich sehr sensibel und die Dosis war vermutlich etwas stark für mich. Ich konnte mich jedenfalls absolut nicht auf irgendetwas länger als 10 Sekunden, geschweige denn einen Gesangsversuch, konzentrieren und bin dann eher in einen Halbschlaf versunken. Ich fürchte, dass ich für diesen Test nicht geeignet bin. Und möchte daher festhalten: Bine, lass es einfach. Finger weg von Drogen!

Wie singt man, wenn man gut drauf ist?

Beste Voraussetzung zum Singen ist, wenn es einem gut geht und man gute Laune hat. Der Fokus liegt auf den wichtigen Dingen beim Gesang und man kann das Beste aus sich herausholen. Na ja, es sei denn, man neigt dazu „übermotiviert“ zu sein. Bei Gesangsaufnahmen ist es mir schon passiert, dass ich dann meinte, jetzt alles geben zu müssen. Doch dann war ich etwas überspannt in meinem Eifer und die Stimme begann sich zu überschlagen. Ups! Zu viel Druck verhinderte geschmeidige Übergänge. Bei etwas mehr Gelassenheit wiederum war es dann total easy. Also am besten beim Singen gut drauf sein, es aber nicht überbewerten und nicht den „Bogen überspannen“.

Wie singt man, wenn man niedergeschlagen ist?

Wenn man niedergeschlagen ist, ist es ähnlich wie, wenn man krank ist. Die krumme Haltung, die innere negative Einstellung und die „Unterspannung“ im Körper hindern beim Singen. Möglicherweise kann man jedoch mit traurigen Songs noch überzeugen, sofern sie stimmlich nicht zu schwer sind. Allerdings hat das Singen auch eine positive Wirkung. Wie man in Versuchen herausgefunden hat, bewirkt das (gemeinsame) Singen, dass das Glückshormon Oxytocin freigesetzt wird. Wer also nicht so gut drauf ist, sollte sich am besten mit leichten Übungen oder Songs einsingen und vielleicht mit einer anderen Person gemeinsam singen. Das hebt die Laune und wirkt sich dann auch positiv auf die Stimme und den Gesang aus.

Wie singt man, wenn man erkältet ist?

Wenn ich erkältet bin, versuche ich das Singen eigentlich zu vermeiden. Ich bin aber auch schon krank aufgetreten. Bei einem Kurzauftritt mit Halsschmerzen zum Beispiel fühlte es sich nicht gut an. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich müsse los husten oder würde stimmlich gleich wegbrechen. Die Stimme fühlte sich flacher an als gewohnt und klang etwas belegt. Dem Auftritt hat es zwar weniger geschadet, aber meine beste Leistung war es nicht und empfehlen würde ich es auch nicht. Wenn man erkältet ist oder sich krank fühlt, dann sollte man besonders auf schwere Songs oder Gesangsparts verzichten. Denn es kann auch sein, dass es der Stimme schadet, wenn man dann mit aller Macht versucht, sich aus einem „unterspannten“ Körper in seine höchsten Töne zu kämpfen. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich erkältet ein paar Halbtöne tiefer als sonst mit der Stimme komme. Spannend! Dafür fehlt es dann aber obenrum.

Wie singt man während man tanzt?

Also wenn man tanzt, während man singt, dann braucht man eine ziemlich gute Kondition und viel Übung. Die hab ich schon mal nicht. Und ich persönlich würde vermutlich auch keine wilden Choreografien tanzen, während ich meine Songs singe. Denn ich kann absolut nicht tanzen. – Jedenfalls nicht, wenn jemand dabei zuguckt. Aus dem Nähkästchen eines Tontechnikers weiß ich aber, dass man live gut tricksen kann. Und das machen die manche Promi-Interpreten auch, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Neben Musik vom Band kommt auch der Gesang über eine weitere Spur vom Band. Diese Gesangsspur vom Band wird automatisch unterdrückt, wenn der oder die Sänger/in tatsächlich live in das Mikro singt oder spricht. Das heißt, es kann wild getanzt werden, dann hört man das Vollplayback (also Gesang vom Band) und bei weniger anstrengenden Parts kommt der Gesang dann live. Das ist doch ein guter Kompromiss – für Sänger/in und Publikum. Ja, oder man ist einfach ein ausgebildeter Vollprofi und trainiert das jeden Tag. Denke, dann gehts auch!

Wie singt man, wenn man depressiv ist?

Also ich kann hier nur von meiner Erfahrung sprechen. Aber während meiner schweren Depression hatte ich ein Kloßgefühl im Hals und konnte nicht mal richtig sprechen. Meine Stimme brach ständig weg und war leise, ich war verkrampft. Da war an singen nicht zu denken. Zudem fühlte ich mich so blockiert, dass ich keinen Ton herausbekommen hätte. Später, als sich meine Depression besserte und auch der Kloß im Hals weg war, tat es mir gut zu singen. Wie schon erwähnt, man sagt ja, dass singen glücklich macht.

Wie singt man nach dem Sex?

Uuuh spannend, ha ha! Ja, also ich sag mal so, man hat sich bewegt, viel Sauerstoff geatmet, ist entspannt und hat vermutlich durch ein paar Laute auch die Stimme schon etwas aufgewärmt. Also perfekte Voraussetzung, um anschließend gut singen zu können. Klingt gut, oder?

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