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Songtexte selber schreiben – Wie entstehen meine Songtexte?

Wie entsteht ein Songtext? Wie schreibe ich einen Song? In meinen Beiträgen habe ich schon hier und da einen Einblick in mein Songwriting alias Binegra gegeben. Auch auf die Gefahr hin, mich in einigen Punkten zu wiederholen, möchte ich jetzt speziell auf das Songtexten eingehen. Jeder Songschreiber hat wohl sein eigenes Rezept beziehungsweise seine eigene Herangehensweise, wie er einen Song schreibt. Bei mir ist es zu Beginn oft zunächst der Text, bevor die Melodie folgt. Und wie man seine Songtexte selber schreiben kann, möchte ich in diesem Beitrag, noch einmal detaillierter beschreiben.

Alles beginnt mit einer Phrase.

Wenn ich einen Songtext oder ein Gedicht schreibe, beginnt in der Regel alles mit einer Phrase bzw. einem Satz. Also einer Aussage oder einer Frage, die in dem Augenblick für mich von Bedeutung ist. Manchmal ist das auch etwas, was ich zu jemanden sagen möchte. (Bsp: Alles wird gut! Geh deinen Weg! Finde dein Warum. Es ist okay. …) Und einige Ideen stammen dann tatsächlich aus Nachrichten, die ich mal verschickt habe oder verschicken wollte. Andererseits sind es auch Themen oder Erkenntnisse, die ich zum Beispiel in einem Buch gelesen und für interessant befunden habe. Und diese Erkenntnisse wollte ich für mich in einem Song aufarbeiten und konservieren, in der Hoffnung, dass ich sie dann nicht so schnell wieder vergesse.

Aus dem Überthema entsteht eine Art Brief.

Mit der Phrase habe ich meist eine erste Idee zum Thema überhaupt. Manchmal habe ich auch eine Person im Kopf, der ich das alles gern widmen möchte. An der Stelle weiß ich oft aber noch gar nicht, was ich im Song genau alles sagen möchte oder wie sich die Story oder Aussage darin konkret entwickeln soll. Das ergibt sich oft erst beim Schreiben. So ähnlich wie bei einem Brief. Da hat man auch zunächst nur grob im Kopf, was man sagen möchte und der Rest, wie auch die Formulierung, entsteht beim Schreiben eher intuitiv. Man könnte einen Songtext natürlich auch tatsächlich als eine Art Brief schreiben. Ich nutze recht oft die Perspektive, wie ich mir als Freundin selbst gut zureden würde. Spannend wird es, wenn durch den Perspektivwechsel dann auch plötzlich Antworten entstehen. Ich komme da gleich noch mal drauf zurück.

Wie soll der Songtext den Zuhörer anreden?

Persönlich wähle ich gern die „Du“-Anrede. Und manchmal auch das „Ich“ – wobei der Text ja nicht zwingend etwas mit mir persönlich zu tun haben muss. Es ist vielmehr ein lyrisches Ich. Mit der Ich-Form lassen sich Geschichten interessanter gestalten und der Zuhörer fühlt sich näher dran. Wähle ich die „Du“-Form, dann fühlst DU dich vielleicht mit dem Text angesprochen. Man kann natürlich auch aus der Erzähler-Perspektive schreiben („und wenn sie tanzt …“), wie ein ferner Beobachter. Oder ganz neutral in passiver Formulierung: „Es ist schön! Das Leben geht weiter! Der Tag beginnt sanft und wird später heiter.“ 😉 So etwas lässt sich aber, finde ich, besser als Ergänzung nutzen. Das wären eher Randbeschreibungen, um die Atmosphäre etwas auszumalen.

Songtexten um persönliche Themen zu verarbeiten.

Meine Texte entstehen oft in Phasen, in denen ich etwas verarbeiten muss. Und durch das Songschreiben bekommen meine Gedanken eine neue Richtung, die mir oft hilft, etwas zu bewältigen. Ähnlich befreiend wie Tagebuchschreiben, wer das mal probiert hat. Aber ich versetze mich beim Schreiben auch gern in andere Personen und denk mich in ihre Lage, um aus dieser Sicht einen Text zu formulieren. Die Phrase, die ich mir anfangs überlege, ist dann eher umgangssprachlich, aber auch mal poetisch. Das ist alles Geschmackssache. Ich versuche den Stil im Text beizubehalten. Und dabei ist es gut, vorher eine Ahnung zu haben, welche Musikrichtung man später verfolgen möchte. Denn im Pop oder Rock zum Beispiel formuliert man schon etwas anders, als im Hip-Hop oder im Volksmusik-Bereich. Seltsamer Vergleich, ich weiß. 😀

Trickkiste: rhetorische Stilmittel

Apropos Vergleich. Man kann Vergleiche für seine Songtexte nutzen, Übertreibungen (Hyperbel), Metaphern etc. Beim Songtexten ist es förderlich, auf diverse rhetorische Stilmittel zurückzugreifen. Bei der Alliteration z.Bsp. werden zwei oder mehr Wörter mit gleichen Anfangsbuchstaben kurz hintereinander in einem Satz verwendet. („Bei Wind und Wetter.“; „Geiz ist geil.“) Ironie ist auch eine feine Sache. („Schöne Bescherung!“) Aber da gibt es viele Stilmittel in der Trickkiste. Bedien dich einfach.

Ich mag, wenn es sich reimt!

Auf jeden Fall überlege ich mir weitere Sätze oder Phrasen und nutze da gern auch ein Reimschema. Der Reim ist übrigens nicht zwingend in einem Song notwendig. Nutze ich keine Reime, dann muss ich später bei der Melodie allerdings etwas anders vorgehen. Zur Gesangsmelodie komme ich dann in meinem nächsten Beitrag.

Let it flow – oder Brainstorming?

Ganz oft „passiert“ so ein Song einfach, wenn ich im Flow bin. Aber für den Fall, dass ich Songs im Auftrag schreibe oder zu einem Termin fertig haben muss, möchte ich nicht warten, bis mir irgendwann mal etwas zufliegt. Da kann es vorkommen, dass die guten Ideen nämlich ausbleiben. In dieser Situation fange ich an, Stichpunkte oder Beschreibungen zu einem Hauptthema zu suchen. Eine Art Brainstorming. Das kann man auch gut zusammen mit einem Mittexter machen. Und dann versuche ich, aus passenden Fragmenten einen Text zu schustern. Da sammle ich bildhafte Beschreibungen, Adjektive, kurze Zitate und was mir so spontan dazu einfällt. Es hilft mir, möglichst malerische Beschreibungen zu formulieren. Das regt an, sich die Songgeschichte besser vorzustellen und sie weiter auszumalen.

Auf die Perspektive kommt es an.

Ich komme nochmal auf den Perspektivwechsel zurück und beschreibe mal, wie das bei mir oft so läuft. Stellen wir uns vor, ich habe den Song mit einer Phrase begonnen, in der es irgendwie bedrückend ist – vielleicht gibt es ein negatives Gefühl oder Gedanken dazu oder gar ein Problem. Wechsel ich dann meine Perspektive, als würde eine gute Freundin darauf reagieren, so entstehen nicht selten auch positive Sichtweisen dazu. Man könnte da zum Beispiel dankbar sein für vergangene Erfolge, neue Wege oder optimistische Denkanstöße finden. Wie, wenn man seiner besten Freundin anvertraut, was einen gerade beschäftigt und sie darauf dann im nächsten Abschnitt antworten würde. Oder schreib einfach mit der besten Freundin zusammen den Song.

Mehr als eine Perspektive?

So habe ich dann möglicherweise sogar zwei Perspektiven und kann diese damit einerseits in Strophe und andererseits in Refrain aufteilen. Oft ist der Refrain dann die positivere Sichtweise. Was ja auch ganz nett ist, da sich der Refrain im Song wiederholt und sich Wiederholungen besser einprägen. Nebenbei hat man so gleich noch eine motivierende Affirmation mit eingebaut. Bei Liebessongs würde ich im Refrain wiederum eher allgemeinere Formulierungen wählen, die besonders poetisch sind, während die Strophen die Geschichte an sich erzählen.

Nicht zu verkopft – keep it simple!

Überhaupt ist der Refrain bzw. „die Hook“ durch die Wiederholungen eine sehr einprägsame Sache. – Im besten Fall. Der Text sollte verständlich und möglichst kurz und „knackig“ sein, um nach wenigen Wiederholungen leicht mitgesungen werden zu können. Aber ach, von wegen sollte. Alles kann, nichts muss! Zumindest ist es hilfreich, wenn der Refrain etwas abgespeckter ist, weniger Text hat und man dann vielleicht die Wörter beim Singen mehr zieht oder eventuell füllende „Ohs“ oder so mit ergänzt. Das ergibt sich dann auch durch die Gesangsmelodie.

Den Text in Form bringen.

Es gibt diverse Songstrukturen, die man nutzen kann. Oft besteht ein Song aus den Hauptteilen; Strophe, Refrain und C-Teil. Dabei verfolgt man in den Strophen einen bestimmten Verlauf (also eine Handlung) und der Refrain wird zwischen den Strophen wiederholt und ergänzt das Thema. Der C-Teil kann dann noch einmal wie eine Art Höhepunkt in der Dramaturgie des Songs darstellen und noch etwas einbringen, was man vielleicht gar nicht erwarten würde. Aber auch hier sehe ich es so, alles kann nichts muss.

Ich habe auch schon Songs ohne Refrain geschrieben, die eher Gedicht-Charakter hatten und auch ein C-Teil ist nicht immer in meinen Songs zu finden. Die meisten bekannten Songs haben jedoch eine feste Struktur im Sinne von: Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, C-Teil, Refrain. Als Beispiel. Da sind verschiedene Schemen möglich. Ich persönlich schreibe gern ohne Erwartungen an den Song. Das ist dann zwar weniger Mainstream, aber das ist mir egal. Ich mache ja auch keine Mainstream-Musik.

Vergiss alle „Regeln“ wieder!

Wichtig ist in erster Linie, die Lust am Texten nicht zu verlieren oder zunächst einmal Lust zu bekommen. Darum: mach es zu Beginn doch einfach so, wie Du Lust hast. Hauptsache Du kannst Dich am Ende freuen, dass Du einen Songtext selbst verfasst hast. Auch ohne Regeln und Standards. Er muss als Erstes Dir selbst gefallen. Und mit etwas Übung wird man im Texten auch immer besser. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag einfach ein paar Anregungen zum Songtexten oder zumindest einen kleinen Einblick in meine Arbeit beim Schreiben geben. Im nächsten Beitrag zum Songwriting verrate ich, wie die Melodie zum Text entsteht.

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