Projekte scheitern nicht, weil sie schlecht oder uninteressant sind. Es gibt für alles eine Zielgruppe, da bin ich mir sicher. Die meisten Projekte scheitern auch nicht an der eigentlichen Umsetzung, also der künstlerischen und produktiven Seite. Nein, daran liegt es zumindest oft nicht. Da hängt sogar viel Herzblut dran. – Projekte scheitern und gehen ein, weil sie nicht genug Aufmerksamkeit erlangen und ihre eigentliche Zielgruppe gar nicht erst erreichen. Künstler sind eben (oft) keine Werbefachleute! Und das Budget für diese Fachleute fehlt meistens auch. Also muss man selbst aktiv werden. Auch ohne Budget ist das machbar, wenn auch mit Fleiß verbunden. Jedoch kann dabei einiges schiefgehen. Welche 11 typischen Fehler beim Selbstmarketing oft gemacht werden, das erfährst du jetzt.
1. Man wählt einen Projektnamen, den es schon gibt.
Man sollte schon bei der Idee/Gründung des Projekts nach einem einzigartigen Namen suchen. Also einen Künstlernamen oder Produktnamen wählen, der noch nicht genutzt wird. Dabei solltest du nicht nur die Google-Suchmaschine bedienen und gucken, ob es viele Einträge dazu gibt oder nach freien Domains suchen, sondern auch schauen, ob der Name auf den verschiedenen Social Media Plattformen bereits vergeben ist. Siehe auch „Wie finde ich einen passenden Künstlernamen?“ – Das macht es später einfacher, auch online gefunden zu werden. Zu viele fremde Seiten oder Profile mit dem gleichen oder ähnlichen Namen verwirren die Nutzer, die dich vielleicht finden wollen. Und möglicherweise wirst du in der Suchfunktion dann sehr weit unten aufgelistet und gar nicht erst aufgerufen.
2. Infotexte sind nicht aktuell.
Ein Projekt entwickelt sich immer weiter. Eigentlich! – Deshalb sollte auch eine Beschreibung zum Beispiel der Pressetext oder der Infoteil auf der eigenen Webseite stets aktualisiert werden. Einmal im Jahr sollte man prüfen, ob alles noch stimmt oder ob etwas ergänzt oder korrigiert werden muss. Vielleicht bietet man ja auch bestimmte Dinge nicht mehr an oder die Richtung hat sich etwas verändert. Sicher gibt es auch neue Pläne und Ziele. Zudem erweckt man durch Aktualisierungen nicht den Eindruck, dass es sich bei der Homepage um eine Datenleiche handelt. Das wirft nämlich auch die Frage auf, ob es das Projekt überhaupt noch gibt und ob es fortgesetzt wird. Denn das Interesse geht nach und nach schleichend verloren, wenn es irgendwann nicht mehr weitergeht.
3. Es werden schlechte Bilder verwendet.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich es in einem anderen Beitrag mit Sicherheit schon mal erwähnt habe… Verwende nur gute Bilder! Nichts schreckt mehr ab als verwackelte, unscharfe, unvorteilhafte Bilder im Internet. Es wirkt unprofessionell! Das gilt natürlich auch für Grafiken. Besonders sollte man darauf achten, wenn man sie auf Plattformen wie Instagram zeigt, wo der Fokus auf dem Bildmaterial liegt. Verwende zudem auf allen offiziellen Plattformen ein identisches Profilbild (oder eine einheitliche Grafik/Logo), denn das hilft deinen Fans, dich einfacher zu erkennen.
4. Social Media wird für unwichtig gehalten.
Es gibt sie mit Sicherheit noch, Künstler, die meinen, man käme auch ohne Social Media Kanäle aus. Klar, wenn deine Zielgruppe 65+ ist, dann mag das stimmen. Diese Generation liest (teilweise) oft eher die gedruckte Tageszeitung und hört Radio oder schaut TV, als sich bei Instagram, Facebook und YouTube herumzutreiben. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Wenn deine Zielgruppe viel jünger ist und Zugang zum Internet hat, dann solltest du auch Social Media Aktivitäten in deinem Selbstmarketing nicht vergessen. Finde die passenden Kanäle für dein Projekt und berücksichtige auch das Durchschnittsalter der Nutzer dort. Vielleicht passen auch Twitter, TikTok, Twitch oder andere Plattformen besser zu deinem Projekt. Nutze jedoch nur so viele, wie du wirklich regelmäßig aktiv pflegen kannst. Welche nutzt du auch 2022 noch aktiv?
5. Man versendet keine Newsletter.
Ganz ehrlich, ich drücke mich selbst oft nur zu gern vor der Aufgabe regelmäßig Newsletter zu versenden. Doch sie ist eigentlich die Wichtigste, noch vor Social Media. Wer keinen Newsletter eingerichtet hat und seinen Fans nicht die Möglichkeit bietet, sich für den eigenen Newsletter anzumelden, verpasst womöglich die beste Chance im Selbstmarketing überhaupt. Denn die Newsletter landen direkt im E-Mail-Postfach der Fans und du kannst so direkt, also ohne Umwege auf dein Projekt, dein neues Produkt und spannende Neuigkeiten aufmerksam machen. Und das Beste daran ist, diese Menschen sind bereits interessiert. – Informiere dich über Anbieter für den Newsletter-Versand. Auch das geht vorerst kostenlos. Ich nutze z. B. Mailchimp.
6. Kommentarlose und unpersönliche Posts.
Menschen, die dich als Künstler in sozialen Medien verfolgen, tun das in der Regel nicht nur, weil sie deine Musik oder dein Talent so toll finden (oder, was auch immer du so machst). Sondern sie folgen dir, weil sie dich in einer Version identifizieren, zu der sie sich verbunden fühlen. Jeder sieht dich mit seinen Augen und interpretiert etwas in dich als „Kunstfigur“ hinein. Das, was zwischen den Zeilen steht, wie man sich gibt, wofür man steht, über was man spricht, – auch das macht einen Künstler interessant & authentisch. Andersherum wirkt aber auch das, was man nicht tut! Versuche daher zu vermeiden, kommentarlos Bilder zu posten. Das wirkt sehr unpersönlich, distanziert, (auch einfach naiv/unerfahren und bei Porträts sogar etwas selbstherrlich, wenn man es ständig tut). Wozu ist man sonst überhaupt in den sozialen Medien unterwegs, denn da geht es schließlich um das Agieren miteinander. Kommuniziere offen, sei nahbar. Es muss ja kein langer Text sein. Schreib etwas, was zeigt: du bist ein Mensch und kein Bot.
7. Man ist zu lange nicht aktiv.
Dieser Punkt trifft mich ebenso phasenweise. Ich war lange nicht aktiv und habe meine Social Media Posts auf Facebook und auch meinen Content auf YouTube oder die Newsletter schleifen lassen. Manchmal fühlt man sich als unabhängiger Künstler eben auch überfordert und ausgelaugt oder ist anderweitig beschäftigt. Gegen eine temporäre Pause ist auch nichts einzuwenden. (Das tut sogar mal ganz gut!) Doch der Restart danach ist umso schwerer, denn man braucht immer erst etwas Anlauf, bevor man wieder sichtbar wird. Das macht sich natürlich bei Facebook und Co besonders bemerkbar. Dort hat man zunächst faktisch Null Reichweite, wenn man wieder loslegen will. Aber auch bei den Fans muss man erst einmal wieder ankommen, das Verhältnis muss erst wieder warm werden. Also sollte man für eine mögliche Pause zumindest einige Beiträge zur Überbrückung vorausplanen, sodass keine komplette Stille entsteht. Bei den meisten Plattformen (z. B. Facebook, YouTube, Instagram) ist es möglich, Beiträge zu einem bestimmten Datum vorauszuplanen. Diese werden dann automatisch gepostet, wenn der Zeitpunkt erreicht ist.
8. Profile sind nicht vollständig.
Einmal im Social Media Bereich angekommen, sollte man darauf achten, dass die Infos auch da komplett sind. Entsprechende Links zu deiner Musik, Veranstaltung oder deinen Produkten sollten nicht nur vorhanden, sondern auch einfach zu finden sein. Mach es den potenziellen Kunden so einfach wie möglich. Auch eine Kontaktmöglichkeit sollte nicht fehlen, wenn du an Aufträgen und geschäftlichen Anfragen interessiert bist. Und auch hier sollte alles noch aktuell sein!
9. Es gibt keine langfristigen Ankündigungen.
Um ein Projekt (sei es ein Release, ein Produkt oder ein Event) zu bewerben, bedarf es einer langfristigen Ankündigung. Ich weiß nur zu gut, dass man die Leute nicht nerven will und es sich manchmal nicht gut anfühlt, immer und immer wieder Werbung für sein Projekt zu machen. Aber es ist auch erwiesen, dass ein Kunde gut 20 Mal auf ein neues Produkt hingewiesen werden muss, ehe er sich wirklich zum Kauf entschließt. In der Werbebranche ist man sich darüber bewusst, deshalb werden Spots geschalten und oft wiederholt, Werbeanzeigen in verschiedenen Medien platziert. Wenn man also zu einem bestimmten Termin Ergebnisse erwartet, dann sollte man rechtzeitig mit den Ankündigungen (also der Werbung dafür) beginnen. – Oder man hat einen gut geführten Newsletter und die Fans warten eh schon sehnsüchtig auf die neue Platte, da braucht es natürlich etwas weniger Ankündigungen.
10. Man nutzt das falsche Medium.
Selbstmarketing ist ja nicht nur Social Media, es ist die eigene Homepage, der Newsletter, aber es sind auch Pressemeldungen zum Beispiel im Printbereich, im Radio/Webradio, Fernsehen, auf Podcast- oder Videokanälen. Es ist auch das Netzwerken. – Bevor man jetzt aber blind drauflos rennt und die falschen Medien nutzt, sollte man zunächst prüfen, wo die eigene Zielgruppe überhaupt zu finden ist. Ja, ich weiß, jetzt sind wir wieder beim Urschleim angekommen und ich hab das alles schon mal erwähnt. Trotzdem! Die Tageszeitung, die Omi liest, ist vielleicht nicht die richtige Plattform, wenn deine Zielgruppe die Mittzwanziger sind. Und umgedreht, für eine 50+ Veranstaltung wird ein Post auf Instagram nicht genügen. Also wähle weise: Wo treibt sich deine Zielgruppe herum, (wo informiert sie sich) und wie kannst du sie dort am besten erreichen?
11. Man verlässt sich auf einen Social Media-Kanal.
„Aber ich habe doch schon auf Instagram gepostet…“, lautet am Ende die Ausrede, wenn niemand auf dein Angebot reagiert. (Wie wir wissen, muss man etwas Neues bis zu 20 Mal präsentiert bekommen, bis man es wirklich kauft oder ernsthaft interessiert ist.) Es reicht also weder nur einmal auf eine Sache (sagen wir mal einen Release) hinzuweisen, noch reicht es, einen einzigen Kanal dafür zu nutzen. Der Release sollte umfassend angekündigt werden. Auf all deinen Kanälen (wie Instagram, Facebook, YouTube etc. – je nachdem, wo Du vertreten bist) – auch wie schon erwähnt unbedingt im Newsletter, auf deinem Blog, aber auch über Partnerprojekte. Bitte zudem Freunde und Familie privat, deine Info dazu zu teilen. Vielleicht machst du ihnen etwas Passendes für ihren Whatsapp-Status oder ihre Insta-Story fertig. Wenn du auch andere Projekte hast, mach auch von dort aus Werbung für deine Sache – Cross-Marketing. In diesem Fall merken: Viel hilft viel!
Viele Erkenntnisse…
Warum ich mich so gut mit den Fehlern beim Selbstmarketing auskenne? Ganz einfach, weil ich sie alle mal gemacht habe und (wider besseren Wissens) selber mache und mich dann ärgere. Diese Liste ist also auch eine herrliche Erinnerung an mich selbst. – Und für bereits Fortgeschrittene im Selbstmarketing ist das alles zwar nichts Neues… Doch obwohl man mittlerweile ja wirklich viel selbst tun kann, fallen mir diese Fehler besonders bei anderen Projekten oft immer wieder auf. Vielleicht braucht man ja auch all diese Erfahrungen, also das Hinfallen und Scheitern, um sich in dem Bereich zu verbessern und zu lernen. Eventuell willst du dir aber auch ein paar Fehler ersparen und gehst direkt über Los. Falls dir auf deinem Weg noch weitere Fehler im Selbstmarketing begegnen, kannst du sie gern als Kommentar unter dieser Sammlung verewigen.