Für alle, die singen üben wollen und nicht sicher sind, wo das am Besten klappt, habe ich mir mal ein paar Gedanken gemacht. Wir gehen von einer Übungssituation aus, wo kein Mikrofon und keine musikalische Begleitung benötigt werden, ganz unverstärkt also. Es geht um das a cappella Singen zu Übungszwecken. Theoretisch ist das ja überall möglich, wo man singen darf und niemanden stört. Doch praktisch zeigt sich, dass nicht jeder Ort geeignet ist. Gerade Anfänger, die noch wenig Routine haben oder Menschen, die ein weniger großes Selbstbewusstsein haben, wollen beim Üben nicht gern überrascht oder gestört werden. Wie wir wissen, ist Singen immer Kopfsache. Gedanken beeinflussen Gefühle und Gefühle beeinflussen den Körper. Der Körper hat demnach die Stimme im Griff – oder eben nicht. Daher hier mal ein paar Vorschläge für den perfekten Übungsraum zum Singen.
Singen im trocken klingenden Raum?
Während man für reine Gesangsaufnahmen oft einen recht trockenen Raum vorzieht, sollte der Übungsraum eher nicht zu trocken im Raumklang sein. Das heißt, dass der Raum ruhig etwas größer sein kann und einen natürlichen Raumklang haben sollte. Viele Absorber, Stoffe und Dämmmaterialien eignen sich also gar nicht unbedingt im Übungsraum. Stattdessen singt es sich unverstärkt besser in einem Raum mit natürlichem Hall, wo auch Resonanzen entstehen und die Schallwellen der Stimme getragen werden. Das fühlt sich sehr viel angenehmer beim Singen an, als wenn man ins Trockene singt. Dies ist vielleicht auch ein Grund, warum Sänger/innen gern etwas Hall auf der Stimme hören wollen, wenn sie dann mit Mikrofon singen. Wenn es um gute Intonation geht, verzichtet man allerdings lieber auf viel Hall.
Große Räume?
Beim Singen beeinflusst uns die Umgebung. Das passiert eher unbewusst. Wenn man in einem kleinen Raum singt, dann ist es schwerer, sich auch eine Weite in der Stimme vorzustellen. Wer dagegen schon mal unverstärkt in einer Kirche gesungen hat, bekommt ein schönes Gefühl dafür, wie die Größe und der natürliche Hall sich auf die Weite der Stimme auswirken können. Anders herum vermag sich eine Stimme in ihrer ganzen Größe kaum zeigen, wenn der Raum extrem klein ist und man sich sehr beengt fühlt. Es spielt die Akustik und Wahrnehmung eine große Rolle. Hilfreich ist es, sich die Weite beim Singen vorzustellen. Mich würde interessieren, wie der Raumklang blinde Menschen beim Singen beeinflusst. Spielt es da eine Rolle, ob der Raum groß oder klein klingt, in Bezug auf die Leistungsfähigkeit Stimme? Vielleicht hat da jemand Lust, mal einen Kommentar zu hinterlassen.
Unsicher beim Singen?
Gerade, wenn man heikle Stellen übt, die noch unsicher sind und wo man erst etwas experimentieren muss, ist es gut, wenn man einen Raum zum Üben hat, wo man ungestört ist. Das bedeutet, dass man allein ist und niemand mithören kann. – Besser gesagt, wo man das Gefühl hat, niemand könnte mithören. Es reicht ja theoretisch aus, wenn man das glaubt. In den meisten Mietwohnungen ist das wohl selten der Fall. Auch in angemieteten Räumen kann es sein, dass man nicht allein im Objekt ist. Das Gefühl bzw. der Gedanke, dass man nicht ungehemmt probieren kann, gerade wenn es lauter wird, kann sich negativ auf das Singen auswirken, zumindest wenn die Übung oder der Gesangspart noch unerprobt ist. Möglicherweise erreicht man dadurch sein Gesangsziel nicht. Es kann sein, dass man bewusst oder unbewusst die Lautstärke reduziert. Wenn es um Techniken wie Belting, verschiedene Rockstyles oder auch den klassischen Operngesang geht, kann ein Reduzieren ganz schön nach hinten losgehen.
Wo man ungestört singen kann?
Wer ein Auto hat und allein unterwegs ist, hat schon mal eine gute Voraussetzung. Im Auto hat sicher jeder schon mal laut mitgebrüllt und sich frei gefühlt. Das ist super, um sich auszuprobieren. Wer jetzt lieber im Stehen singt und gerade kein Bus oder Wohnmobil parat hat, kann ja auch aufs weite Feld in die Natur fahren und dort an der frischen Luft seine Gesangskünste ausprobieren. Beim Radfahren empfehle ich das Singen nicht unbedingt, jedenfalls nicht gerade in Jahreszeiten, in denen Insekten den Luftraum durchkreuzen. Aber mit dem Rad im Grünen oder am Strand, Feld oder Wald angekommen, kann man auch die einen oder anderen Gesänge ungestört ausprobieren. Wenn man nicht gerade die Brunstlaute der heimischen Tiere nachahmt, sollte es auch kaum böse Überraschungen geben.
Üben mit Instrument, App oder MP3?
Vom Gesangsunterricht kennt man das Üben mit Klavier oder Keyboard (bei einigen auch mit Gitarre), womit man Skalen und Intervalle üben kann. Das wär auch meine erste Wahl beim alleinigen Üben. Allerdings ist man nicht zwingend an ein großes sperriges Instrument gebunden, wenn es um Übungen geht. Es gibt zum einen mittlerweile gute Apps für das Smartphone, wo man eine Klaviatur direkt auf dem Bildschirm hat. Zudem gibt es auch direkte Apps für Gesangsübungen. Allerdings meist auf Englisch. Eine weitere Möglichkeit sind zudem Audiodateien in Form von MP3s, die man zum Üben nutzen kann. Entweder vom Smartphone abgespielt oder, falls noch jemand ohne vielseitigen Taschencomputer auskommt, dann auch auf dem MP3-Player. Diese Übungsdateien kann man bei diversen Online-Gesangsworkshops oder in Verbindung mit Gesangsbüchern erwerben. Und natürlich bietet YouTube ebenfalls eine Reihe brauchbarer Übungsvideos.
Üben mit oder ohne Publikum?
Gerade Gesangsübungen sind nicht immer schön im Klang. Da muss man sich Warmsingen, an der Artikulation feilen, den Körper wach machen etc. Die Übungen spezialisieren sich auf einen bestimmten Bereich und nicht immer geht es direkt um ein Lied, was dann geübt wird. Für „Nichtsänger“ oder Leute, die noch keinen Gesangsunterricht hatten, wirkt das mitunter erst mal befremdlich. Manche kichern vor sich hin, andere machen dumme Sprüche. Genau das braucht man beim Üben nicht. Daher ist es empfehlenswert, ohne Zuschauer zu üben, die keine Ahnung davon haben und vielleicht nicht die Geduld für nervige Übungen aufbringen können. Es könnte sogar sein, dass es dich in der eigenen Gesangsleistung einschränkt. Wenn es dagegen um konkrete Lieder geht und der Schritt gemacht ist, dass man diese vor Publikum singen wird, dann können ein oder mehrere Zuschauer beim Üben sogar eine weitere Übungsstufe sein, um gegebenenfalls mit Aufregung umgehen zu lernen.
Singen unter der Dusche
Das Klischee „singen unter der Dusche“ möchte ich hier nicht auslassen, wenn es um die Frage nach dem „Wo?“ geht. Im Badezimmer hat bestimmt jeder irgendwann schon mal vor sich hin gesungen. Da hat man einen stärkeren Hall, der interessant klingt und die Stimme trägt. Hall verschleiert auch mal ein paar Töne, die leicht daneben gehen, und ist deshalb wohl auch sehr beliebt. Auch Treppenhäuser und lange Flure können sehr klangvoll sein, allerdings sind diese oft nicht wirklich zum Üben geeignet. Wer allerdings Kleinkinder an solchen Plätzen mal erleben durfte, hat vielleicht auch beobachtet, wie sie das Echo und den Klang mit ihrer Stimme auskundschaften.
Nebengeräusche zum Mitsingen
Zurück zur Dusche. Das Singen unter der Dusche hat für einige vielleicht noch einen weiteren Grund. Nicht nur der Hall, auch das laute Geräusch des prasselnden Wassers ermutigt zum Singen. Da kann man getrost ein paar Gesangseinlagen unterbringen. Vielleicht hast du dich ja neben lauten Haushaltsgeräten oder Maschinen ja auch schon mal beim „Mitsingen“ ertappt. Das jedenfalls bietet sich ja auch immer mal an. Allerdings ist das jetzt nicht unbedingt als ernst gemeinter Übungstipp gedacht, denn du willst dich ja auch noch selbst gut hören beim Singen.
Fazit:
Der ideale Raum zum Singen üben ist groß, hat einen natürlichen Raumhall, der die Stimme trägt, und bietet genug Freiraum, um ungestört auch seltsame Übungen ausprobieren zu können. Idealerweise ist eine Klaviatur zum Üben vorhanden. Und wer auf Nummer sicher gehen will, hat zudem einen Gesangscoach oder Lehrer, der die Übungen überwacht. Allerdings kann man seine Übungen auch mit Aufnahmen selbst überwachen, wenn man ein gutes Ohr dafür hat. Auch wenn so ein optimaler Raum nicht zur Verfügung steht, bieten sich interessante Ausweichmöglichkeiten. Wo übst du singen und was macht deinen Raum dafür aus? Schreib doch mal ein Kommentar dazu, wenn du magst. Ich freue mich, dass du auf musifiziert.de vorbei geschaut hast. Bis bald.
Ich bin Chorsänger in einem Männerchor . vor 2 Jahren wurde ich an den Lymphknoten am hals operiert (Krebs) Die Lymphkmoten wurden alle entfernt. Früher sang ich im 1. Tenor . jetzt hat sich meine Stimme verändert , so dass ich jetzt im 2. Bass singe. ist es durch blubbern möglich, dass ich wieder im Tenor singen Kann.
Mit freundlichen Grüßen
jakob hochhausen